Ahu – das Fundament der Moais

 

 

Querschnitt durch eine Ahuplattform Zeichnung nach Ramirez/Huber

 

Ahu ist der Begriff für die architektonischen Steinplattformen auf der Osterinsel. Sie dienten im Allgemeinen als Basis der kolossalen Steinstatuen. Es handelt sich um enorme, rampenförmige Steinaufschichtungen vorwiegend entlang der Küste mit meterhohen Stützmauern zur See gerichtet. Sie sind heute die fast einzigen Überbleibsel der einstigen zahlreichen Siedlungen.

Nur wenige Ahu stehen im Inselinnern. Alle sind Bestandteil eines Zeremonialkomlexes der ausschließlich dem Ahnen- und Totenkult gewidmet war. Den Monumenten aus der Zeit zwischen dem 5. bis 18. Jahrhundert n.Chr. ist ein Krematorium für die Leichenverbrennung zugeordnet und die Plattformen enthielten teilweise Grabkammern. Die letzten Ahus entstanden noch im ausgehenden 19. Jahrhundert.

Die Archäologen unterscheiden fünf Typen von Ahus. Es sind die Plattform Ahu, Image Ahu, Halbpyramiden Ahu, Kanu Ahu und die Keil Ahu. Die ersten Ahu entstanden schon kurz nach der Besiedelung im 5.Jahrhundert. Später wurden sie erweitert und modifiziert. Ab etwa 1000 n.Chr. wurden die ersten Kolossalstatuen aufgerichtet und sogenannte Image-Ahu gebaut. Je größer sich eine einzelne Siedlung entwickelte, umso bedeutender war die dazugehörige Kultstätte.Mit fortgeschrittenen Bautechniken und verfeinerten Steinbearbeitungsmethoden evolutionierte auch die Architektur. So weisen die frühen Ahu hochgestellte, dürftig bearbeitete Steinblöcke als Stützmauer auf. Später kamen mehrere auf der Sichtfläche fein polierte und zum Teil konvexgeformte Steinplatten horizontal geschichtet übereinander. Ihr Aussehen hat den norwegischen Forscher und Abenteurer Thor Heyerdahl zu einer Besiedelungstheorie aus den Inkagebieten Südamerikas verleitet.

Die Plattform des Ahu Tahiri im Vinapu-Komplex besitzt Ähnlichkeit mit Inkamauern

 

 

An der Westküste findet man diese Form der Ahus

Der Zerfall der homogenen Inselgesellschaft im 17. und 18. Jahrhundert hatte eine bedeutende Veränderung der Bauorganisation zur Folge. Über die bestehenden Gebäude wurden rohe Lavasteine zu einer Halbpyramide aufgetürmt. Statuen wurden nicht mehr aufgerichtet.

 

Mit der Entdeckung der Osterinsel durch die ersten Europäer anfangs des 18. Jahrhunderts erhielten die Totenkultmonumente die Form eines Schiffes. Über die schmalen und keilförmigen, zur See gerichteten Steinrampen ist wenig bekannt. Der Schweizer Weltreisende Erich von Däniken interpretiert sie als Abschussrampen der außerirdischen Südsee-Besucher, was aber kaum glaubhaft gemacht werden kann.

Auf den immensen Plattformen-Ahu standen die kolossalsten Moai. Während den immer wieder erfolgenden Umbauarbeiten wurden sie gestürzt und das Bruchmaterial in das neue, größere Bauvolumen eingefüllt.

 

Zum Teil sind Statuenköpfe oder Körperteile in die neuen Stützmauern integriert worden

Ein Bild der Zerstörung,  so sehen viele Ahus an der Südküste aus

 

Unter den umgestürzten Moai, die heute flach mit dem Gesicht zum Boden vor den Ahu liegen, sind in den entstanden Hohlräumen Gräber eingerichtet worden. Viele ältere Osterinsulaner erinnern sich noch der Begrabenen und respektieren die Kultplätze. Bei archäologischen Ausgrabungen und Restaurierungsarbeiten wird der Dorfpfarrer hinzugezogen und eine Messe zelebriert. Ein anschließender Umu, ein Erdofen, soll die Geister versöhnlich stimmen.

Tongariki: Größte Zeremonialplattform des ganzen Pazifik

Der Ahu Nau Nau steht in der Bucht von Anakena

 
Heute sind 12 Ahu restauriert zu bewundern. Die am meisten besuchten sind der Ahu Tongariki mit 15 Statuen, der Ahu Akivi mit sieben Statuen, der Ahu Nau Nau mit fünf Statuen in der Bucht von Anakena, der Ahu Ature Huke mit einer Statue, der Ahu Huri a Urenga mit einer Statue und der Sektor Tahai mit insgesamt sechs ganzen Statuen auf verschiedenen Ahu Plattformen. Die ältesten Datierungen gehen ins fünfte Jahrhundert (±200 Jahre) zurück. Die ersten Siedlungsplätze entstanden wahrscheinlich am Strand von Anakena an der Nordküste, beziehungsweise beim Zeremonialzentrum Tahai an der Westküste in der Nähe des Dorfes.