Orongo ist ein ganz besonderer Ort. Steht man oben am Kraterrand des Rano Kao, dann ist schon der Blick auf den Kratersee atemberaubend und durch kein Foto zu vermitteln. Der Kratersee hat einen Durchmesser von einem Kilometer und man fühlt sich sehr klein.
53 Steinhäuser stehen entlang des Hauptweges |
Die Eingänge zu den kleinen Räumen sind niedrig |
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Doch in luftiger Höhe, am zur See zugewandten Kraterseite, wartet noch eine kleine, wenn auch lange verlassene Siedlung mit einem Hauptweg, zahlreichen Häusern und sehr niedrigen Eingängen auf den Besucher. |
Das Zentrum der Kultstätte
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Die Motus – Felsen in der Brandung Hat man genug über die zahlreichen, aus exakten Trockenmauern errichteten Gebäude gestaunt und dreht sich um, öffnet sich der Blick, schweift über die drei kleinen, unbewohnten Motus bis zum Horizont des scheinbar unendlichen Pazifik. |
Das RitualHier oben fand einst ein ganz besonderes Ritual statt, welches bis in die Neuzeit ausgeübt wurde. Jedes Jahr im Frühjahr warteten hier oben die Menschen auf die Ankunft der Rußseeschwalbe, die auf den Inseln vor der Küste nisteten. Das Ritual sah nun vor, dass ein Ei dieses Vogels unbeschadet auf den Kraterrand des Rano Kao in das Zeremonialzentrum Orongo gebracht werden musste. Ausgewählte Mitglieder der verschiedenen Clans schickten dazu trainierte Knaben, sogenannte Hopu manu, zu den über einen Kilometer entfernten Motus. In einem riskanten und lebensgefährlichen Wettkampf mussten sie die steil abfallende und bröcklige Kraterwand hinunterklettern und zu den Felseninseln mit den Brutplätzen schwimmen. Entdeckte einer der Wettstreiter das erste Vogelei musste er es heil den ganzen Weg zurück bringen, die Kraterwand nach oben bezwingen und es ganz seinem Auftraggeber überreichen. Der wurde dadurch zum neu gewählten Tangata Manu (Vogelmann) und herrschte mit seinem Clan ein Jahr über die Insel. |
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Die BesichtigungOrongo ist über die Straße zum Rano Kao bequem mit dem Auto zu erreichen. Am Straßenende, am südlichsten Punkt Rapa Nui’s, wird von der Nationalparkverwaltung CONAF Eintritt verlangt, um das Steindorf im Zeremoniegelände Orongo zu besichtigen. 53 kleine, ovalförmige Steinhäuser mit engen Eingängen, dienten den Teilnehmern während den legendären Tangata Manu-Zeremonien als Unterschlupf. Hier starteten die Hopu Manu, die Wettkämpfer, alljährlich zum Wettstreit um das erste Vogelei auf den vorgelagerten Felseninseln. Missionare beobachteten 1876 zum letzten Mal die Fruchtbarkeitsriten zu Ehren des Schöpfergottes Make-Make. Am östlichen Ende der Häuserreihe sind die Vogelmannzeichen und die maskenähnlichen Gesichter des Makemake-Gottes mit großen, eulenartigen Augen, auf einer natürlichen Steinformation eingeschlagen, ersichtlich. |
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Die VogelmenschenAm Hang des Rano Kao, gefährlich nah an einer 300 Meter abfallenden Klippe, befinden sich die bekannten Orongo-Petroglyphen. Das Hauptmotiv ist das des Vogelmannes, ein Mischwesen aus Mensch und Fregattvogel. |
Vom Gott Make Make gibt es mehrere Abbildungen |
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Die Vogelmenschen, Mischwesen aus einem menschlichen Körper mit einem Vogelkopf erregten schon die Phantasie vieler Autoren
Der Kult um den Vogelmann erlangte ab etwa 1500 unserer Zeitrechnung zunehmende Bedeutung. Nach Meinung einiger Wissenschaftler hängt dies mit der Machtübernahme durch eine Kriegerkaste als Folge der ökologischen Zerstörung zusammen. Vogelmannfiguren sind in der gesamten Südsee (Samoa, Cookinseln) verbreitet. Es sind auch die Tierdarstellungen zu finden (Vögel, Wale, Haie, Schildkröten) sowie grafische Motive. |