Kommt man näher zur Anlage, fehlen fast die Worte zur Beschreibung des gewaltigen Baudenkmals. 23.000 Kubikmeter Lavagestein sind zu einer keilförmigen Rampe aufgeschichtet und 15 kolossale Statuen aus dem Lavatuff des Rano Raraku stehen tonnenschwer auf den flachen Fundamentplatten.
Die Kulisse ist ergreifend. Im Rücken der Steinriesen der tiefblaue Pazifik, unweit im Inselinnern die steil abfallende Felswand des Rano Raraku. Die schönsten Anblicke ergeben sich zum Sonnenaufgang oder spätnachmittags.
Tongariki liegt östlich an der Südküste, 20 Kilometer vom Dorf Hanga roa entfernt.
Am 21. Mai 1960 erreichte ein gewaltiger Tsunami die Osterinsel aus östlicher Richtung.
Das heftigste bis heute registrierte Erbeben an der knapp 4000 Kilometer entfernten chilenischen Südküste löste die 20 Meter hohe Flutwelle aus. Sie raste mit 650 Stundenkilometern quer über den ganzen Pazifik und verursachte enorme Schäden auf mehreren Inselgruppen. Die Anlage von Tongariki mit den damals noch nicht wieder aufgerichteten Statuen wurde innerhalb weniger Sekunden weggespült. Der Ahu befand sich damals noch in dem Zustand, in dem er von Mrs. Routledge 1915 fotografiert wurde (siehe Reisende der Vergangenheit unter Rapa nui).
Der 180 Meter lange Ahu und die Statuen, der schwerste Moai wiegt immerhin 88 Tonnen, verteilten sich auf über 100.000 Quadratmeter Fläche.
1993 begannen die komplizierten Restaurierungsarbeiten, die ja weit über den Zustand vor dem Tsunami hinausgingen. Mit Hilfe eines aus Japan zur Osterinsel verschifften Baukranes räumten 90 Insulaner unter der Leitung des chilenischen Archäologen und Professors Claudio Christino das Trümmerfeld. Jeder bearbeitete Steinbrocken wurde aussortiert und genau vermessen. In Museen und Privatsammlungen suchten Archäologen nach Dokumenten und Fotos, die aus der Zeit vor der Flutkatastrophe stammten.
Aus den gesammelten Daten entstand das originale Monument zunächst im Computer von neuem. Die monatelangen Ausgrabungs- und Restaurierungsarbeiten entmystifizierten weitgehend die angeblich rätselhafte Vergangenheit Rapa nuis.
Die Baugeschichte Tongarikis verteilt sich auf einen Zeitraum von 1.000 Jahren.
Was klein begann endete gigantisch. Dutzende aufgerichteter Statuen wurden periodisch gestürzt und als Füllmaterial für ein größeres Bauwerk verwendet.
Die vielen Statuenteile liegen heute als Beweisstücke seitlich des Monumentes Tongariki. Die Dimensionen und Formen der früheren Moai weichen von den zuletzt Aufgerichteten ab.
Die größte Figur ist 8,90 Meter hoch und wiegt 88 Tonnen, der einst abgebrochene Kopf allein wiegt 26 Tonnen. Die einzige Statue mit einem Pukao auf der Westseite der Plattform wiegt 60 Tonnen und ist praktisch unbeschädigt.
Die feinen Kantenlinien der je 2 Meter messenden Hände, die Verzierungen an den meterlangen Ohren und ihre ausgewogene Fülle machen diesen Moais zum perfektesten Standbild der ganzen Inselkollektion.
In unmittelbarer Nähe des Ahu Tongariki in Richtung des Rano Raraku befindet sich die Statue mit der der tschechische Ingenieur Pavel Pavel gemeinsam mit Thor Heyerdahl und zahlreiche Inselbewohnern 1986 Versuche zum Transport durchgeführt hat. Dabei konnte bestätigt werden, dass es prinzipiell möglich ist, die Statue mit schaukelnden Bewegungen fort zu bewegen. Dabei leidet allerdings die Standfläche, so dass es heute zweifelhaft erscheint, dass die Masse der Statuen auf diese Weise kilometerweit über die Insel befördert wurde.
Auf dem weiträumigen Feld vor dem Ahu Tongariki entdeckt man zahlreiche in den felsigen Untergrund geritzte Glyphen.