Die Osterinsel in der Weltpresse

Was wurde nicht schon alles über die Osterinsel geschrieben? Es scheint nicht möglich, eine komplette Sammlung anzulegen und es wäre bei dem Unsinn, der da zusammenkäme, auch nicht sinnvoll. Deshalb sollen hier nur interessante Beiträge erwähnt und kritisch beurteilt werden.

du La Isla de Pascua en la prensa mundial
Ya ha sido escrito de todo sobre la Isla de Pascua. No parece posible tener una colección completa, y el resultado sería ridículo y no haría sentido. Por eso, en el futuro aquí se mencionarán los informes interesantes y se evaluarán críticamente. Tal vez a los visitantes les interese nuestra página.

 

Winds of Change

Von Judith Duller-Mayrhofer

Freitag 10. Oktober 2014, Aus Yacht-Revue

ERST ALS SICH DER WIND ÄNDERTE, KONNTE DIE OSTERINSEL BESIEDELT WERDEN

Schon vor Tausenden von Jahren besiedelten Menschen die Inselwelt Polynesiens. Mit Hilfe von Auslegerbooten und Doppelrumpfkanus breiteten sie sich dabei vom Festland und den Philippinen kommend immer weiter nach Osten und Süden aus. Neuseeland und die weit östlich gelegene Osterinsel erreichten diese frühen Siedler allerdings erst mit großer Verzögerung:

Erst im 13. Jahrhundert nach Christus wurden auch diese Inseln kolonisiert, wie archäologische Funde nahelegen. Doch wie konnten es die frühen Polynesier überhaupt schaffen, mit ihren einfachen Booten hunderte von Kilometern entgegen der vorherrschenden Windrichtung über das offenen Meer zu segeln? Denn in dieser Region weht normalerweise ein ausgeprägter Ostwind. Um die Osterinsel zu erreichen, hätten die Polynesier daher gegen den Wind kreuzen müssen, was mit ihren simplen Segelbooten eigentlich kaum machbar war.

Ian Goodwin von der Macquarie University in Sydney und seine Kollegen haben daher anhand von Klimamodellen untersucht, ob es früher möglicherweise Perioden gab, in denen sich die vorherrschende Windrichtung umkehrte oder zumindest so veränderte, dass ein Segeln vor dem Wind möglich war. Und tatsächlich: Von 800 bis 910, 1080 bis 1100 und dann wieder zwischen 1250 und 1280 sorgte eine Anomalie in der atmosphärischen Zirkulation dieser Region dafür, dass statt der normalerweise vorherrschenden Ostwinde Südwestwinde dominierten, wie die Forscher berichten.

Das öffnete den Polynesiern ein Zeitfenster, in dem zuvor unerreichbare Inseln wie Neuseeland und die Osterinsel nun plötzlich gut per Segelboot zu erreichen waren. Diese Zeiten stimmen gut mit denen archäologischer Funde und der Kulturentwicklung auf Neuseeland und der Osterinsel überein. “Unsere rekonstruierten Segelbedingungen zeigen, dass alle während der Kolonisierung Ostpolynesiens genutzten Seerouten auch durch Boote überwunden werden konnten, die nicht gegen den Wind segeln konnten”, konstatieren die Forscher. Gleichzeitig erklärt diese Anomalie, warum der Seeverkehr zwischen Polynesien und Neuseeland oder der Osterinsel nach 1300 abbrach. Zu dieser Zeit hatten sich die Windbedingungen wieder normalisiert, so dass den Polynesiern der Weg nach Süden und Osten wieder abgeschnitten war.

 

Landbesetzungen und Polizeigewalt auf der Osterinsel

Rapanui fordern das Land ihrer Ahnen von Chile zurück
Weitgehend unbeachtet in den deutschsprachigen Medien blieb der brutale Einsatz der chilenischen Polizei am 3. Dezember 2010 gegen mehrere Rapanui auf der Osterinsel. Die Polizisten sollen massiv gegen die „illegalen Besetzungen“ – so die offizielle Version – von Grundstücken in der Hauptstadt Hanga Roa vorgegangen sein, welche sowohl von den Indigenen wie auch vom chilenischen Staat beansprucht werden. Nach Auffassung der Rapanui hat Chile sich das Land ihrer Vorfahren unrechtmäßig angeeignet. Nach Meldungen von AFP und einigen Nichtregierungsorganisationen gab es bei den Räumungen und Festnahmen mindestens 20 Verletzte. Laut Amnesty International (AI) soll es auch zu Misshandlungen der Festgenommenen gekommen sein. AI rief deshalb die chilenische Regierung zur Untersuchung der Vorfälle auf. Chile stimmte 2007 der UN-Deklaration für die Rechte indigener Völker zu und ratifizierte 2008 die ILO-Konvention 169, welche unter anderem die Landrechte indigener Völker anerkennt. Das hat den Staat aber bisher nicht von einer repressiven Politik, wie etwa gegenüber den indigenen Mapuche, abgehalten. Deren auch mittels Landbesetzungen artikulierten Gebietsansprüche mündeten in einen Konflikt, der von fast allen chilenischen Regierungen kriminalisiert und an den meist mit juristischen statt politischen Mitteln herangegangen wurde (Bengoa 2010). Ähnliches scheint sich jetzt auch auf der Osterinsel abzuspielen.
Bereits Ende Juli 2010 hatten dutzende Rapanui-Familien mehr als 30 Grundstücke sowie Regierungsgebäude besetzt und von Präsident Piñera, an den Ende August ein offener Brief adressiert wurde, die Rückgabe des Landes gefordert. Seitdem haben sich einige chilenische Politiker, unter ihnen der Intendant von Valparaiso, der Festlandregion, von welcher die Osterinsel verwaltet wird, zu Gesprächen auf das im Pazifik gelegene Eiland begeben. Der von Piñera ernannte Gouverneur Petero Edmunds Paoa und ehemalig langjährige Bürgermeister, trat Anfang August zurück, um, laut eigener Aussage, so zur Entschärfung der Situation beizutragen. Die Chilenen schickten trotzdem Sondereinheiten der Polizei auf die Osterinsel. Bei deren Einsätzen kam es wiederholt zur unverhältnismäßigen Anwendung von Gewalt, was Marisol Hito, Sprecherin eines der 36 Inselclans, bereits im September veranlasste, vom Scheitern eines Dialoges zu sprechen. Anfang September 2010 kam die nächste Antwort der neuen Rechtsregierung von Piñera. Vizepräsident und Innenminister Rodrigo Hinzpeter schickte Spezialeinheiten der Polizei auf die Insel, um die Landbesetzungen zu beenden, eine klare neokoloniale Attitüde der Chilenen. Am 9. September hatte Hinzpeter einen Runden Tisch zur Lösung des Problems innerhalb von 60 Tagen vorgeschlagen, unter der Bedingung, dass die Besetzungen aufhören. Da die Rapanui dieser Bedingung nicht folgten, demonstrierte der chilenische Staat jetzt Härte, um zu zeigen, wer der eigentliche Herr über die Osterinsel ist. Trotz Aufforderung durch die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte (CIDH) Anfang November hat sich Chile bislang nicht zu den Vorfällen geäußert.
Die Gründe des Konfliktes sind vor allem darin zu suchen, dass Chile es bislang unterlassen hat, die Rechte der Rapanui angemessen zu achten und die Forderungen nach dem Land ihrer Vorfahren und mehr Autonomie adäquat zu befriedigen. Nachdem es immer wieder Debatten um den Landbesitz von Ausländern (1) gegeben hatte, entzündete sich die Sache nicht zuletzt am ausufernden Massentourismus und den Befürchtungen, Chile könnte die Insel zu einem „Themenpark“ umgestalten, dessen Profite an ausländische Unternehmen abfließen. Das Fass zum Überlaufen brachte einerseits der von der Regierung aufgestellte vierjährige Entwicklungsplan, in dem öffentliche und private Investitionen von über 250 Millionen US-Dollar vorgehen sind, sowie andererseits die Aussage des ehemaligen Gouverneurs Edmunds Paoa, dass er seine Ernennung dem Einfluss einer Wirtschaftsgruppe zu verdanken habe. Wie kurz darauf bekannt wurde, beabsichtigt diese Gruppe, Land von der öffentlichen Hand zu erwerben, um in die touristische Infrastruktur zu investieren.


Die historischen Hintergründe
Um die Ereignisse besser zu verstehen, ist es erforderlich, ein wenig in der Geschichte der Insel und ihrer Ureinwohner zurückzugehen.
Mit einem rechtswidrigen Taschenspielertrick annektierte das Andenland die durch ihre monumentalen Steinfiguren (Moais) bekannte Insel im Jahr 1888. In einem doppelt aufgesetzten Vertrag war einmal in der spanischen Version von „chilenischer Hoheit“, zum anderen, in Rapanui, von „Chile als Freund“, ähnlich einem Protektorat, die Rede. Eine Rapanui-Legende besagt, dass der damalige ariki (Häuptling) ein Grasbüschel ausriss und dem chilenischen Kapitän Policarpo das Gras überreichte, während er sich die Erde einsteckte, ein demonstratives Zeichen, das eigene Land nicht den Chilenen zu überlassen. Die Bewohner der Osterinsel hatten nach der Annexion unter extremen Repressionen seitens der neuen Inselherren, entweder ausländische Besitzer oder der chilenische Staat, zu leiden. In Hanga Roa zusammengepfercht, lebten sie in sklavereiähnlichen Zuständen. 1933 inkorporierte Chile, ohne die Rapanui zu fragen, die Insel als terra nullius (Niemandsland) in seine Verwaltung und sah sie als sein Eigentum an.
Erst 1966, dem Jahr als die Insel als Provinz vollständig in den chilenischen Staat integriert wurde, erhielten die Insulaner mit dem so genannten „Osterinselgesetz“ die Bürgerrechte. Während das Gesetz den Präsidenten ermächtigte, Landtitel an die Insulaner zu vergeben, wurde für die Errichtung öffentlicher Infrastruktur Land enteignet, die versprochenen Entschädigungen aber nie gezahlt. Aufgrund eines während der Militärdiktatur (1973-1989) erlassenen Gesetzes (Decreto Ley 2885 von 1979) wurde ein Anspruch der Rapanui auf das von ihnen bewohnte Land möglich, während Nicht-Einheimische so gut wie davon ausgeschlossen wurden. Die Unstimmigkeiten unter den Insulanern über das Gesetz (unter anderem Missachtung der tribalen Rechtsprechung, von Gewohnheitsrecht und die Bestätigung einer für die Rapanui fremden Rechtsform des individuellen Landbesitzes) führten Anfang der 1980er Jahre zur Reaktivierung des traditionellen Rates der Familienoberhäupter. Mit dem 1993 erlassenen Indigenengesetz (Ley Indígena) wurden die Rapanui als Volk anerkannt und ihnen besondere Rechte, beispielsweise beim Landbesitz eingeräumt. Das Gesetz sowie die Schaffung einer auch für Landfragen zuständigen Entwicklungskommission (CODEIPA) waren so umstritten, dass sich der Ältestenrat in zwei Fraktionen teilte. Die eine befürwortete die Zusammenarbeit mit den chilenischen Behörden, während die andere sich radikalisierte und eine Bevormundung durch Chile ablehnte. Die Vertreter der zweiten Gruppe beriefen 2001 ein eigenes inoffizielles Parlament ein, das sich aus einigen Familien zusammensetzt und sich neben einer Unabhängigkeit auch für eine sofortige Rückgabe des von Chile kontrollierten Landes einsetzt.
Eine 2003 durch den Bericht eines UN-Sonderberichterstatters über indigene Völker angestoßene Debatte führte zur Initiierung von staatlichen Arbeitsgruppen, die Lösungsvorschläge für die Probleme Landtitel, Immigration, für ein Autonomiestatut und einen Entwicklungsplan erarbeiteten. Der im selben Jahr ausgearbeitete Entwurf eines Autonomiestatutes wurde, was die Selbstverwaltung angeht, verwässert, dafür jedoch die Überführung von ungenutztem, unter chilenischer Verwaltung stehendem Land in Kollektivbesitz der Rapanui aufgenommen (Gonschor 2006). Das Statut, das auch die Unterstützung der damaligen Präsidentin Bachelet fand, wurde bis heute nicht vom chilenischen Parlament verabschiedet.
Zwar glauben aufgrund der materiellen Abhängigkeit von Chile bei gleichzeitigem Fehlen eigener Ressourcen die wenigsten auf der Osterinsel an eine Unabhängigkeit. Aber gerade deshalb befindet sich das Andenland in der historischen Pflicht, den Rapanui das Recht an ihrem Land zu verschaffen und mehr Autonomie zu gewähren. Das aktuelle Vorgehen der Polizei und die bisherigen Erfahrungen der chilenischen Indigenen, wie beispielsweise der Mapuche, sprechen jedoch eine andere Sprache. Mit 2.200 Angehörigen stellen die Rapanui mittlerweile nicht mehr die Mehrheit der knapp 5.000-köpfigen Inselbevölkerung.
Literatur: Cayuqueo, Pedro: „Der Terrorismusvorwurf war und ist vom Staat konstruiert”. Interview mit José Bengoa Der chilenische Anthropologe zur Lage der Mapuche. In: Quetzal, 10/2010. Gonschor, Lorenz: Das geplante Autonomiestatut für Rapa Nui – Hoffnungsschimmer der Entkolonisierung oder kolonialpolitisches Manöver Chiles? In: Rundbrief des Pazifik-Netzwerkes e.V.,

Autor: Florian Quitzsch | Dezember 2010

 

Das einsamste Eiland der Welt

Ostern auf der Osterinsel - Ostern ist überall - auch in vielen Ortsnamen

In Deutschland gibt es zum Beispiel Osterzell, Osterried, Osterreuthen - oder auch schlicht Ostern. Ganz auf der anderen Seite der Erdkugel liegen vor Australien die Osterinseln.

Am berühmtesten aber ist die Osterinsel im Pazifik - das einsamste Eiland der Welt, bekannt durch seine geheimnisvollen dunklen Steinskulpturen. Ostern 1722 wurde es von Holländern entdeckt und erhielt seinen Namen. "Fast 90 Prozent der Leute hier sind katholisch", berichtet die gebürtige Deutsche Conny Martin am Telefon. Fast 20 Jahre lebt sie auf der Insel und betreibt dort ein Reisebüro. "Die Kirche ist zu Ostern proppenvoll." Gefeiert wird ursprünglicher als in Europa, sagt sie. "Das ist hier nicht so kommerziell. Zwar gibt es in den Geschäften auch Schokoladenosterhasen. Aber im Vordergrund steht die christliche Bedeutung des Festes. Sie selbst allerdings muss Ostern arbeiten. "Täglich kommen am Flughafen neue Gäste an", sagt sie. "Und um die müssen wir uns kümmern. " Ungefähr 40 deutschsprachige Menschen leben hier ständig auf der Insel", berichtet der 60 Jahre alte Josef W. Schmid. Seit ungefähr 18 Jahren lebt der Schweizer aus Luzern auf dem Eiland, das politisch zu Chile gehört. "In Luzern war es mir oft zu neblig und im Winter zu kalt", sagt er. Schmid, der als Fremdenführer arbeitet, kennt die Insel wie seine Westentasche.

Sie ist 24 Kilometer lang und misst an der breitesten Stelle 13 Kilometer. Für etliche Einheimische spielt Ostern nach seinen Worten allerdings keine Rolle: "Etliche gehören kleineren Religionsgemeinschaften an, die Ostern nicht feiern", erklärt Schmid.

 

"Ich selbst werde mit meiner Frau, die von der Insel stammt, den Kindern und Verwandten zusammen sein. Da gibt es natürlich auch Eier und Schokoladenhasen", verrät er. Lieber genießt er aber die Sonnenseiten der Insel. Und die gibt es reichlich: "Das Klima ist subtropisch und das ganze Jahr über ausgeglichen", erzählt der Schweizer. "Es ist nie zu kalt und nie zu heiß. Wir haben 2500 Sonnenstunden pro Jahr - das sind rund sieben Stunden pro Tag." Regen fällt nach der Statistik überwiegend im Mai. "Im Augenblick regnet es leider auch jetzt im April recht kräftig", erzählt Conny Martin.

Reiseziel für Reiche

Einige zehntausend Touristen kommen jedes Jahr auf die Insel, die gut 3700 Kilometer von Chile entfernt liegt. "Aber wir haben bisher selten erlebt, dass jemand speziell zu Ostern auf die Osterinsel will", sagt Antje Brautmeier, Chile-Expertin bei dem auf Lateinamerika spezialisierten Reiseveranstalter "America Andina" in Münster. Die einsam gelegene Osterinsel sei ein "Reiseziel für Reichere". Der Flug von Santiago de Chile kostet nach ihren Worten etwa 700 bis 1000 Euro. Die gehobene Klientel muss sich auf der Insel im Hauptort Hanga Roa mit Mittelklassehotels zufriedengeben. Luxusherbergen gibt es nicht. Dafür bietet die Insel aber Ruhe, das Gefühl der Einsamkeit, weiße Sandstrände und Palmen. Die Vegetation ist jedoch insgesamt wenig üppig, weil es sich um eine Vulkaninsel handelt.

Quelle: Gregor Tholl und Wolfgang Duveneck, dpa, 10.4.2009

http://www.n-tv.de/reise/Ostern-auf-der-Osterinsel-article66775.html

 

Spaeth, Andreas, Der Frevel des Finnen, Spiegel Online, 18.9.08

Quelle: http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1518,578605,00.html

 
Der Frevel eines Touristen aus Finnland, der einer Statue des Komplexes Nau Nau ein Stück Ohr abgeschlagen hatte, fand im März 2008 statt. Es ist ziemlich „Späth“ wenn der Spiegel jetzt darüber berichtet.
Das kritisierte Hotelprojekt „Explorer“ beschäftigt über 90 Leute, mindestens 70 davon einheimische Osterinsulaner, was bei den knappen Arbeitsplätzen auf der Insel niemand „schlimm“ findet. Die Mitarbeiter werden in regelmäßigen Abständen in Chile weiter qualifiziert und dies ist neu. Andere Hoteliers beschäftigen lieber „Fremdarbeiter“ vom Festland, denen können sie nämlich auf der Insel noch Zimmer oder Häuser vermieten.
Von einem „Streit“ ob die vielen Statuen wieder aufgerichtet werden sollen, ist auf der Insel nichts bekannt. Die meisten können sowieso nicht mehr aufgerichtet werden. Viel dringender wäre die Konservierung und der Schutz der Monumente. Oft ist im Steinbruch Rano Raraku nicht ein einziger Parkwächter anwesend und die Besucher turnen auf den Statuen herum.
Peter Hertel und Josef Schmid

 

Sklavenjäger dezimieren die Osternsulaner

eine Recherche von Josef Schmid, Osterinsel

 
Peruvian (and other) slave traders during the 19th century, but they weren’t taken to the guano mines. They were instead forced to be agricultural laborers and servants of wealthy Peruvian land owners.”
Menschenhandel fand im ganzen Pazifik statt. Tausende Melanesier wurden nach Australien verschleppt. Die meisten Inseln sind aber nach und nach von europäischen Nationen annektiert worden und waren damit gegen die organisierte Verschleppung der Inselbewohner geschützt, beziehungsweise wurden am Ort für Zwangsarbeit mißbraucht. Die Osterinsel wollte aber niemand und war dadurch völlig ungeschützt den skrupellosen Händlern ausgesetzt.
Für „Ordnung“ hätten Spanien, Frankreich (französisch Polynesien) und andere europäische Staaten (Samoa war damals auch Deutsch) sorgen können. Darum kümmert sich aber heute niemand mehr. Im Gegenteil, Peru wird beschuldigt. Sicher waren die Geschäftsleute in Peru vorwiegend Europäer und nicht peruanische Indios.
 “At this point, the Republic of Chile forbade the trafficking of slaves and the use of the Chilean flag on any ship of this kind. The Chilean minister Mr. Tocornal sent a letter about this to all countries in Polynesia and Australia and ordered the capture of those ships who refused to comply.”
Im Buch: Fischer, Hermann, Schatten über der Osterinsel (spanisch: Sombras sobre Rapa Nui) Coleccion sin Norte, gibt es viele Infos über den Sklavenhandel. Vor den Sklavenhändlern (vor 1800) entführten schon Walfischfänger Menschen von den östlichen Südseeinseln zu den Walfischfangstationen in Chile (Patagonien) „als Zwangsarbeiter“. Doch das „Einfangen“ betrieben nicht nur Peruaner (damals noch Königreich) sondern auch Schiffsbesitzer von verschiedenen Nationen, darunter auch Deutsche. Einige Schiffe liefen unter peruanischer Flagge, aber die Besitzer beziehungsweise Kapitäne waren nicht immer Peruaner. So wie heute deutsche Schiffe mit russischen Kapitänen Müll und Gift unter panamesischer oder anderen Fahnen in den Weltmeeren entsorgen, was auch verboten ist und trotzdem nicht geahndet wird.
Menschenhandel gibt es heute noch mitten in Europa. Die geschätzte jährliche Zahl liegt zwischen 120 00 bis 500 000 Menschen. Opfer sind vor allem Frauen und Kinder. Menschenhandel steht in enger Verbindung zum organisierten Verbrechen und muss in Europa mit den gleichen Mitteln bekämpft werden wie Drogenhandel oder Geldwäsche.
Die Osterinsulaner wurden nach neueren Studien mehrheitlich in der Landwirtschaft versklavt, nicht auf den Guano-Inseln, wie vielfach beschrieben.

“Is it really true that islanders were kidnapped and taken as slaves to the guano mines of Peru? It is true that islanders were kidnapped and taken as slaves by „The isolated island of Rapa Nui was inhabited by the Rapanui, who suffered a series of slave raids from 1805 or earlier, culminating in a near genocidal experience in the 1860s.
 

The 1805 raid was by American sealers and was one of a series that changed the attitude of the islanders to outside visitors, with reports in the 1820s and 1830s that all visitors were receiving a hostile reception. In December 1862 Peruvian slave raiders took between 1,400 and 2,000 islanders back to Peru to work in the guano industry; this was about a third of the island's population and included much of the island's leadership, the last ariki-mau and possibly the last who could read Rongorongo. After intervention by the French ambassador in Lima, the last 15 survivors were returned to the island, but brought with them smallpox, which further devastated the island..

„Der Terror gegen die Rapa Nui aber geht weiter. 1855 hat Peru die Sklaverei abgeschafft. In den Minen und auf den Plantagen fehlt es an billigen Arbeitskräften. Die freigelassenen Sklaven werden durch Zwangsarbeiter aus der Südsee ersetzt. Kapitäne und Abenteurer stechen in See, um Polynesier zu fangen. Innerhalb eines halben Jahres landen auf der Osterinsel 18 Schiffe an, fast alle aus Peru. An die 1500 Menschen, über ein Drittel der Bevölkerung, werden verschleppt, 800 an einem einzigen Tag, dem 23. Dezember 1862. Wie viele Rapa Nui bei der Menschenjagd getötet wurden, ist nicht überliefert. Und auch die Zahl jener, die in den Minen und auf den Feldern starben, ist unbekannt. Erst auf heftigen Protest der Briten, Franzosen und Chilenen hin setzen Perus Behörden den Deportationen ein Ende. Vor allem der Bischof von Tahiti drängt auf die Rückführung der Polynesier. Auch 100 Rapa Nui sollen auf ihre Insel heimkehren. Die Reise führt über Tahiti, wo sie sich mit Pocken infizieren. 85 sterben unterwegs, die übrigen 15 schleppen das Virus auf die Osterinsel ein, das dort weitere tausend Einwohner dahinrafft. (Quelle: Die Zeit)

 

Aktuelle Meldung zu Energievorhaben auf der Osterinsel

AUTONOMÍA ENERGETICA EN ULTRAMAR

PROMOCIÓN DE ENERGIAS LIMPIAS Y RENOVABLES


Hanga Roa - Nov.2007

Por: Staff Te Rapa Nui

Siguiendo los pasos de Thor Heyerdahl, al igual que tantos otros europeos que visitan Rapa Nui con el fin de descubrir un episodio fantástico de la historia de la Humanidad,el ciudadano alemán Klaus-Dieter Lietzmann, empresario del ambito de las energías renovables, aterrizó en Hanga Roa en febrero del 2005

Sin embargo, casualmente lo hizo cuando la Isla sufria casia diario cortes en el abastecimiento de energía eléctrica, a causa de la incapacidad de la empresa Sasipa Ltda. para satisfacer la demanda por consumir electricidad del sistema público.. ("Emergencia Eléctrica") .

Motivado por tal realidad, el ingeniero Lietzman, miembro del consejo de EAB Projektbau Gmbh, y vinculado a la empresa Helio-tec, decidió promover en Rapa Nui el uso de energias limpias y renovables para generar energía electrica.

Es así que en Julio de este año regresó a la Isla para estudiar en detalle la realidad local, de manera de levantar los antecedentes necesarios para gestionar los recursos necesarios a nivel internacional para desarrollar algunos proyectos en el tema.

Tras reunirse con la gobernadora provincial, el alcalde, y ejecutivos de Sasipa Ltda, Lietzman comprometió la donación de un equipo piloto solar de 1KwP, el cual se instalará en los jardines del frontis de la Gobernación Provincial, para alimentar el sistema de iluminación de la plaza pública y mercado artesanal, a modo de servir como demostración prática para la comunidad. Se espera que los equipos, en los que también se incluiría un molino eólico, sean instalados este verano.

Sin duda se trata de un primer paso en la dirección de que la Isla llegue a ser autosustentable en la producción de energia electrica. Probablemente, esto se lograría con la instalación de una central de molinos eolicos en algun punto de la isla donde no causen mayor impacto visual. Las condiciones para ejecutar ese proyecto que están dadas (Proyecto Alternativo de la Gobernación Provincial)

Quelle: http://www.rapanui.co.cl/ELECTRICIDAD-ALEMANES.htm

Auf den Spuren Thor Heyerdahls landete der Deutsche Klaus-Dieter Lietzmann, Unternehmer im Bereich Erneuerbare Energien, im Februar 2005 in Hanga Roa, so wie es schon viele Europäer taten, die Rapa Nui besucht haben, um ein fantastisches Kapitel der Menschheitsgeschichte zu entdecken.
Paradoxerweise kam er gerade an, als die Insel mal wieder, wie fast alltäglich, von jeglicher Stromversorgung abgeschnitten war, da die Firma Sasipa Ltda. unfähig ist, die öffentliche Nachfrage nach Strom zu befriedigen.
Angesichts einer solchen Realität entschied sich der Ingenieur Lietzmann, Geschäftsführer der Firma EAB Projektbau GmbH und verbunden mit dem Unternehmen Heliotec, auf Rapa Nui die Nutzung sauberer und erneuerbarer Energien zu fördern, um damit elektrischen Strom zu erzeugen.
So kam es, dass er im Juli dieses Jahres auf die Insel zurückkehrte, um im Detail die hiesige Situation zu analysieren, und die Stromerzeugung auf internationales Niveau zu bringen und schließlich einige Projekte in diesem Bereich entstehen zu lassen.
Nachdem sich Lietzmann mit der Provinzgouverneurin, dem Bürgermeister sowie Managern von Sasipa Ltda. getroffen hatte, veranlasste er die Schenkung einer Pilotsolaranlage mit der Leistung von 1 KW, welche man am Gouverneursgebäude aufbauen möchte, um den öffentlichen Platzes sowie den Handwerkermarkt zu versorgen. Dies soll als praktisches Beispiel für die Gemeinde dienen. Man hofft, dass diese Ausstattung, zu der noch ein Windgenerator hinzukommt, noch in diesem Sommer aufgestellt wird.
Zweifellos handelt es sich um einen ersten Schritt dahingehend, dass die Insel endlich zum Selbstversorger wird, was die Erzeugung elektrischer Energie betrifft. Wahrscheinlich wäre dies zu schaffen, wenn ein Windkraftwerk an einem Punkt auf der Insel gebaut werden würde, wo es keine größeren sichtbaren Konsequenzen verursachte.

Inhaltliche Übersetzung: Dana Thalmann

Was man im Jahr 1894 über die Osterinsel wusste

Bemerkungen zu dem Beitrag: „Dunkle Gebiet der Menschheitsgeschichte“ von Dr. P. Schellhas, in: Die Gartenlaube, Nr. 10, 1894, S. 156-158

Originaltext Seite 1

Originaltext Seite 2

Originaltext Seite 3

In drei Graphiken werden 1. Die Steinmale auf derOsterinsel (stehende Moais). 2. Steinbilder am Krater Rana Roraka und 3. Inschrifttafel von der Osterinsel gezeigt.

Die Insel wird mit 118 qkm Größe, anstatt 180 qkm angegeben und sei 400 Meilen (= rund 740 Kilometer) vom nächsten Festland entfernt. In Wirklichkeit sind es aber 3700 Kilometer.
Wie immerzu wird zunächst die Entdeckungsgeschichte mit Roggeveen, Cook, La Perouse und Kotzebue erläutert. Es folgen das französische Kriegsschiff La Flore (1870) und Saignelay (1874). Schließlich 1882 das deutsche Kanonenboot Hyäne.
Der Autor vergleicht die bis zu neun Meter hohen Statuen mit den griechischen Hermen. „viereckige Blöcke, die oben in einem Menschenkopf auslaufen“.
Am Rano Raraku „...erheben sich ohne Plattformen, wie aus der Erde gewachsen, große plumpe steinerne Gesichter ohne Körper und Büste und ohne die roten Lavahüte.

 

 

Sie starren miteigentümlich unzufriedenen Gesichtsausdruck nach dem Meere und machen einen fast gespensterhaften Eindruck.“ Der Verfasser schildert das Herausarbeiten und den Transport der Statuen und stellt fest, dass die „alten Bildhauer mitten in ihrer Tätigkeit auf und davon gegangen sind.“
Einen großen Teil des Beitrages umfasst die Schrift.
Wundersame Deutungen seien: Der Rest eines untergegangenen Erdteiles, Verwandtschaft mit amerikanischen Kulturen.
Doch die Überlieferung der Eingeborenen reiche bis in die Gegenwart.
„Denn soviel bleibt sicher: sie (die Kultur) kann unmöglich auf der Insel selbst entstanden sein“.

Alles in allem ein lesenswerter Beitrag, der uns zeigt, dass sich die „rätselhafte“ Osterinsel schon vor über 100 Jahren journalistisch gut verkauft hat und die Autoren es auch damals mit der Wahrheit nicht so genau nahmen. Mindestens die Entfernung zum Festland war sicher genauer bekannt.

Peter Hertel


Blinde Wächter am Rand der Erdscheibe

           

(Text auszugweise)

Kaum in Hanga Roa, dem einzigen Dorf der Insel, gelandet, zieht es auch uns direkt und ohne Umwege zu den Moais. Kurz darauf, an der flachen Bucht des Ortes, schauen wir unseren ersten Moais ins Auge. Der linke ist nurmehr ein Stumpf, der rechte steht falsch herum auf einem modernen Sockel – der mittlere jedoch thront majestätisch auf seinem grasbewachsenen Altar aus schwarzem Lavagestein. Porös, erodiert und doch gewaltig, die linke Kopfhälfte vom Sturz teils abgesplittert, eine mandelförmige Augenhöhle freilegend, steht er still im Wind. Und während die pazifischen Wolken über ihn hinwegfegen, scheint der „Götze“ langsam auf uns kleine Betrachter zu kippen.Lebendiger Ahnenkult„Der König Riko ist mein Vorfahre“, erzählt uns Petero Edmunds mit stolzgeschwellter Brust. Edmunds ist seit 15 Jahren Bürgermeister der Insel. Der mythische König, als dessen Reinkarnation er sich begreift, steht auf dem Ahu Ko Te Riko, am Rande des restaurierten Ritualkomplexes mit dem Namen Tahai. Wie fast alle Moais steht der steinerne König mit derm Rücken zum Ozean und schaut herab auf sein Volk. Aus seinen Augen aus weißem Korall und schwarzem Obsidian fließt das Mana, das die Marama beschützt, einen Stamm, dem sich noch heute einige Rapa Nui zugehörig fühlen.
Ko Te Riko ist ein mächtiger Moai, denn fast alle seine Brüder sind blind. In der Zeit der Stammeskriege hatten die Insulaner die Statuen ihrer Feinde umgeworfen und ihnen die Augen herausgerissen. So gründlich war der Ikonoklasmus, dass bis heute nur ein einziges echtes Auge aus Korall gefunden wurde, versteckt und zerbrochen im Sand von Anakena. Der größte je errichtete Moai wurde 1838 von einem europäischen Seefahrer erspäht.Statuen als Sündenböcke der Ökokatastrophe?„1000 Moais auf einer so kleinen Insel erscheinen uns heute eine Unzahl, aber auf 500 Jahre verteilt macht das gerade einmal zwei Statuen pro Jahr“, rücken Karlo Huke Atán und Stephanie Pauly die Relationen zurecht. Der Rapa Nui und seine deutsche Frau leben zurückgezogen im einsamen Osten der Insel. Dort versuchen sie, ein Leben im Geiste von Hukes Vorfahren zu führen, schreiben Bücher und arbeiten aktiv an der Wiederbegrünung der Insel. Pauly hat es geschafft, die ersten Riesenpalmen zu züchten, die seit Jahrhunderten auf der Insel angegangen sind, und bezweifelt, dass Karlos Vorfahren die letzten Baumriesen gefällt haben: „Auf einer Insel, auf der die Bewohner so stark mit der Natur verwurzelt sind, dass sie jedem einzelnen Stein einen Namen geben, ist es schwer vorstellbar, dass der Mensch seine Umgebung zerstört“, erläutert die 56-jährige Kölnerin, die seit mehr als einem Jahrzehnt auf Rapa Nui lebt. Und überhaupt: Dass die Statuen auf Baumstämmen transportiert wurden, sei reine Spekulation.
Dieser Meinung ist auch Alberto Hotus, der 78 Jahre alte Präsident des Ältestenrates von Rapa Nui, und damit der Erbe der alten Stammestradition der Insel. „Mit Wahrhaftigkeit kann ich über den Transport der Moais nur das sagen, was meine Vorfahren mir überliefert haben“, sagt der pensionierte Marinesoldat. Also, dass die Moais mit der Hilfe des MANA vom Steinbruch zu ihren Altären gelaufen sind.

 

 

„Von Holzkonstruktionen weiß ich nichts, und würde ich von ihnen sprechen, wäre es eine Erfindung.“ Auch Hotus ist überzeugt, dass es keiner seiner königlichen Vorfahren war, der den letzten Baum abholzen ließ: „Wie ist es sonst erklärbar, dass unsere Sprache nur den Namen eines Baumes kennt, der zudem noch eher eine Art großes Gebüsch ist?“, fragt er. Auf einer vulkanischen Insel sei es viel wahrscheinlicher, dass ein massiver Ausbruch die Pflanzenwelt zerstört haben könnte. Die vergessenen FelsengärtenWissenschaftler wie die amerikanischen Archäologen Carl Lipo und Terry Hunt schieben die Schuld für den Öko-Kollaps trotzdem den Statuen und ihren fanatischen Erbauern in die Schuhe. Demnach beweisen Holzkohleproben, dass polynesische Siedler die Insel erst um das Jahr 1200 besiedelten, und bald darauf begannen, den Urwald abzuholzen – unter anderem, um damit die monumentalen Moais zu transportieren. „Trotz seiner isolierten Lage und begrenzten Ressourcen ist die Pro-Kopf-Investition in die Schaffung von Monumenten auf der Osterinsel eine der höchsten der Welt“, drücken die Archäologen sich aus. Sie glauben, dass seinerzeit jeder Stamm nur ein Ziel kannte: Den größten zu haben. Als dieser „Schönheitswettbewerb“ eines Tages nicht mehr möglich war, weil kein Holz mehr zur Verfügung stand, brach Krieg aus. Einer nach dem anderen wurden die Moais von ihren Sockeln gestoßen.
Die ortsansässige Archäologin Sonia Haoa hingegen hat eine ganz eigene Theorie dazu, wie es zu Krieg und Naturkatastrophe kam. Als erste Wissenschaftlerin überhaupt beschäftigt sie sich nicht hauptsächlich mit den Statuen, sondern mit der Landwirtschaft der archaischen Inselgesellschaft. Dabei stieß sie auf die vergessenen „Felsengärten“ der Rapa Nui: Scheinbar nutzlose Felder, übersät mit schwarzem Lavastein. „Was aussieht wie eine Geröllwüste ist in Wahrheit ein ausgeklügelt angelegter Garten“, sagt Haoa. Ihre Vorfahren hätten diese Steine gesammelt und sogar eigens aus dem Fels geschnitten, um sie als Feuchtigkeits- und Wärmespeicher für ihre Subsistenzwirtschaft zu benutzen. Unter den harschen klimatischen Bedingungen gedeihen Bananen und Kartoffeln weit besser im Schutz dieser Felsbrocken, hat sie nachweisen können. Außerdem schützten diese Konstruktionen vor Bodenerosion.Sie sahen den Wald vor lauter Statuen nicht„Doch irgendwann bauten die Menschen so viele Steinaltäre, dass sie begannen, ihre eigenen Gärten zu demontieren“, glaubt Haoa. Weite, leergeräumte Flächen in der Nähe der Ahus scheinen sie zu bestätigen. „Die Leute haben anscheinend wirklich vergessen, zu essen“, scherzt die Insulanerin. Irgendwann habe es unzählige Steinstrukturen gegeben, aber zu wenige Kartoffeln – die Katastrophe war unausweichlich. Damit hätten die Aufsehen erregenden Statuen auf ihre vielleicht einen ganz ähnlich Blendeffekt gehabt wie auf die zeitgenössischen Wissenschaftler: „Vor lauter Moais hat man vergessen, sich mit den Menschen und ihrem Alltag zu beschäftigen.“

Quelle: http://blog.zeit.de/cono-sur/2007/07/02/blinde-wachter-am-rand-der-erdscheibe_216 aus: Die Zeit - Hamburg,Germany


Ein Huhn entdeckte Amerika

Wer war zuerst da: das Huhn - oder Kolumbus? Für die herrschende Geschichtswissenschaft ist die Antwort klar: Die Neue Welt sei vom Genuesen noch in hühnerfreiem Zustand entdeckt worden, im Jahr 1492. Jetzt sagen Forscher: Hühner wurden schon deutlich vor Kolumbus gesichtet.
Erst in seinem Kielwasser, mit den Flotten der Spanier, habe das Federvieh seinen Weg nach Amerika gefunden. Dieser Lesart setzen jetzt elf Wissenschaftler von Universitäten aus Neuseeland, den USA und einigen Pazifikstaaten das Ergebnis ihrer Studie entgegen: Hühner seien bereits zwischen 100 und knapp 800 Jahren vor der großen Überfahrt des Kolumbus in Amerika angekommen - eine Erkenntnis, bei der es nicht nur um Geflügel geht, die vielmehr die gesamte Besiedlungsgeschichte Amerikas infrage stellt.
Die Forscher um Alice A. Storey vom Allan Wilson Centre for Molecular Ecology and Evolution an der Universität Auckland in Neuseeland kamen jetzt bei El Arenal an der mittleren Pazifikküste Chiles Hühnerknochen auf die Spur, die sie mit der Radiokarbonmethode auf ein Alter von mindestens 600 Jahren datieren konnten. Ein DNA-Vergleich mit Hühnern von den polynesischen Pazifikinseln Samoa und Tonga ergab einen so hohen Verwandtschaftsgrad, wie ihn keine der beiden Gruppe zu anderen Hühnerpopulationen auf der Welt aufweist.
Dabei gibt es keinerlei Hinweise von Archäologen, Paläozoologen oder auch Chronisten aus der Entdeckerzeit darauf, dass bei Naturvölkern oder Hochkulturen Altamerikas Hühner als Haustiere gehalten worden seien. Bis auf eine Ausnahme: Die Teilnehmer am Beutezug von Francisco Pizarro, der in den Dreißigerjahren des 16. Jahrhunderts das Inka-Reich unterwarf, berichteten von Hühnern. Wobei das Gebiet um die heutige Ausgrabungsstätte von El Arenal damals zum Bereich des Inka-Staates gehörte.
Die neuerlichen Erkenntnisse deuten also darauf hin, dass die Seefahrer Polynesiens auf ihren Entdeckungsreisen durch die Inselwelt - viele Tausend Kilometer ins Ungewisse hinein - auch an der südamerikanischen Küste anlandeten. Wahrscheinlich etwa zu der Zeit, als sie die Osterinsel fanden, etwa um 1200 n. Chr. Die Forschungsergebnisse sind ein weiterer Baustein für die immer festere Hypothese, dass die altamerikanischen Kulturen vor Kolumbus so isoliert nicht waren wie gemeinhin angenommen. Und sie deuten an, was mikrobiologische Methoden, zum Beispiel DNA-Vergleiche, für Gewissheiten schaffen können, wenn es um die Besiedlungsgeschichte der Erde geht - und was an herkömmlichen Lehrmeinungen umgeworfen werden muss. So galt in der etablierten Anthropologie lange Jahrzehnte jeder als Exot, der der These Thor Heyerdahls anhing, es habe auch
 
vor unserer Neuzeit einen Kulturaustausch zwischen Polynesien und Amerika gegeben. Die Fahrt des Norwegers im Jahr 1947 mit dem traditionellen Balsafloß "Kon Tiki" von Peru zu den Tuamotu-Inseln wurde als privates Abenteuer ohne wissenschaftlichen Wert abgetan. In der Tat ist Heyerdahls Theorie, der Pazifik sei von Amerika aus besiedelt worden, inzwischen widerlegt. Wer jedoch seiner Hypothese vom Kulturaustausch anhängt, macht sich nicht mehr lächerlich. Sind doch die Hinweise seit einigen Jahren unübersehbar. Wie sonst könnte man es erklären, dass die europäischen Entdecker die Süßkartoffel, die sonst nirgendwo wächst, im gesamten pazifischen Raum von Neuseeland bis Südamerika vorfanden. Ähnliches lässt sich vom Flaschenkürbis sagen. Linguisten finden Parallelen zwischen altamerikanischen und pazifischen Sprachen, beim Schiffsbau, bei charakteristischen Formen von Angelhaken - und immer wieder bei der genetischen Ausstattung auch der Menschen.
Rebecca Cann, die seit Jahrzehnten bemüht ist, die Verbreitung der Menschheit über den Globus durch Erbgutanalysen nachzuvollziehen, sagt: "Ein Genfluss strömte über den Pazifik in das präkolumbische Amerika." René Oth hat in seinem Buch "Bevor Kolumbus kam. Die frühen Entdecker Amerikas" (Theiss-Verlag) die Fülle der Anhaltspunkte für einen Schiffsverkehr über den Pazifik und den Atlantik lange vor der Zeit Kolumbus’
Genetiker finden nicht nur Verwandtschaften, sie können sie auch ausschließen. So sind sich die Wissenschaftler immer sicherer, dass manche Ureinwohner Südamerikas keine genetischen Ähnlichkeiten zu den Indianern im Norden aufweisen - ein Punkt mit politischer Brisanz, wie lateinamerikanische Forscher argwöhnen. Sie unterstellen ihren Kollegen aus den USA, solche Erkenntnisse zu ignorieren, um die These vom Ursprung aller amerikanischen Kultur im Norden des Kontinents nicht zu gefährden. Deshalb, so der Verdacht, hänge man unumstößlich an der Theorie: "Clovis first" - daran, dass die Clovis-Kultur, auf die Archäologen im US-Staat New Mexico gestoßen waren, das erste kulturelle Zentrum in Amerika gewesen sei, von dem aus sich alles Weitere ergeben habe, von den Azteken bis zu den Zapoteken. Dieser Lesart liegt die Hypothese zugrunde, die einzige vorneuzeitliche Einwanderung nach Amerika habe vor 12 000 bis 15 000 Jahren über die trocken gefallene Beringstraße von Sibirien aus stattgefunden, und anschließend sei der Kontinent komplett isoliert gewesen. Eine Theorie, die nicht mehr haltbar ist, der gleichwohl noch Lehrbücher und Nachschlagewerke anhängen.
Sein Ei des Kolumbus hätte der Entdecker jedenfalls auch in Amerika aufschlagen können.
Ulli Kulke

Quelle: www.welt.de/wissenschaft/article920154/

Buchvorstellung Jared Diamond

Kollaps

Warum Gesellschaften überleben oder untergehen, Fischer-Taschenbuch, Frankfurt/Main

ISBN: 3596167302

zunächst die Fakten zur Osterinsel

Interessante Angaben in:

Diamond, Jared, Kollaps, Warum Gesellschaften überleben oder untergehen, Fischer, 2006
Seiten: 103 – 153: Schatten über der Osterinsel

 

- Krater Rano Raraku mit 397 Statuen, Höhe: 4 bis 6 Meter, größte 21 Meter, Gewicht: 10 bis 270 Tonnen, entlang der Küste rund 300 Ahu- Plattformen
- Größte Statue auf dem Ahu Tongariki wiegt 88 Tonnen.
- Roggeveen: Insulaner besaßen nur undichte Kanus von maximal 3 Meter Länge für zwei Personen
- Polynesische Seefahrer konnten Insel aus großer Entfernung über die Vogelschwärme orten. Eine Insel mit 15 Kilometer Breite sei so im Umreis von 300 km noch zu finden
- Osterinselgestein wurde auf keiner anderen Insel gefunden
- Die frühe Besiedlung wird um 900 n. Chr. angenommen und Holzkohle sowie Knochen von verspeisten Delphinen zur Datierung verwendet,  die man unter Hausfundamenten ausgegraben hat.
- Landwirtschaft zur Zeit der europäischen Entdeckung: Süßkartoffeln, Yamswurzeln, Taro, Bananen und Zuckerrohr, einzige Haustiere waren Hühner.
- Kinder hatten schon mit 14 Jahren Karies an den Zähnen (Zuckerrohr?)
- Bevölkerungsschätzung zur Blütezeit: 5 bis 15 Bewohner  pro Hausfundament, ein Drittel der nachgewiesenen Häuser gleichzeitig bewohnt. Nach der Zahl der Plattformen und der Statuen wurde die Zahl der Häuptlinge und ihrer Anhänger geschätzt und man kommt auf 6.000 bis 30.000 Bewohner
- Ein Wasserverteilungssystem von dem jahreszeitlich fließenden Bach am Südhang des Terevaka (Rano Aroi) mit zwei steinernen Dämmen ähnelt anderen in Polynesien
- Zahlreiche Hühnerställe „hare moa“  sprechen für intensive Landwirtschaft, 6 bis 21 Meter lang, drei Meter breit und 1,80 Meter hoch. Durch einen kleinen Eingang konnten  die Hühner heraus- und hineinlaufen, eine Steinmauer und um den angrenzenden Hof verhinderte das Weglaufen der Vögel. Heute noch sind die prähistorischen Hühnerställe, 1233 an der Zahl, auffälliger als die ehemaligen Häuser der Menschen.
- Pflanzenbau zwischen Steinblöcken und in kreisrunden kleinen Steinmauern. Felder mit einer Art von Steinmulch sollten die Pflanzen schützen. Steine decken den Boden ab und halten die Feuchtigkeit fest, sie vermindern die Verdunstung durch Sonne und Wind, ersetzen die harte Kruste an der Erdoberfläche, die ansonsten das Weglaufen des Niederschlags begünstigen würde. Steine vermindern die täglichen Schwankungen der Bodentemperatur und schützen den Boden gegen Erosion und können als langfristiges Düngemittel wirken, indem ihre Mineralsalze ausgespült werden. - Bootshäuser: Die Menschen lebten in sogenannten „hare paenga“ mit der Form eines langen, schlanken, umgedrehten Kanus. 12 bis 100 Meter lang, drei Meter breit. Wände und Dach bestanden aus drei Lagen Stroh. Boden durch sauber behauene Fundamentsteine aus Basalt begrenzt. Davor befand sich häufig eine mit Steinen gepflasterte Terrasse. Die Häuser wurden in einem 200 Meter breiten Streifen entlang der Küste gebaut.
- Die Insel war in elf oder zwölf Territorien eingeteilt (mündliche Überlieferung und archäologische Befunde), die sich von der Küste in das Landesinnere erstreckten und die Insel wie einen Kuchen aufteilten. Jedes Territorium hatte seinen eigenen Häuptling und große Plattformen. Auf Grund der unterschiedlich verteilten Rohstoffe (Rano Raraku im Tongariki-Territorium, Puna Pao mit rotem Stein im Territorium Hanga Poukura, Vinapu mit Obsidian-Steinbrüchen und Basalt, gab es einen guten Zusammenhalt zwischen den einzelnen Gruppen.
 


- Ahu-Plattformen: Bislang 300 Ahus identifiziert, 113 von ihnen trugen Statuen, jedes Territorium besaß  eine bis fünf große Ahus. Sie sind bis knapp 4 Meter hoch und bis zu 150 Meter breit. Ihr Gewicht 300 Tonnen bis zum  9000 Tonnen bei Tongariki. Heute sind die Ahus dunkelgrau, ursprünglich waren sie aber mit Weiß, Gelb und Rot wesentlich farbenfroher. Die Steinplatten auf der Vorderseite waren von weißen Korallen überzogen, das Gestein eines frisch behauenen Moais war gelb, die Krone der Statue und ein waagerechter Steinstreifen waren rot. Der Bau der Ahus fand zwischen 1000 und 1600 n. Chr. statt. Datierungen ergaben den Beginn des Baus von Ahu Nau Nau in Anakena um 1100 und die letzte Bautätigkeit um 1600.
- Pukao: Insgesamt nicht mehr als 100 bekannt. Gewicht bis zu 12 Tonnen
- Warum Statuen auf der Osterinsel? Der Tuff vom Rano Raraku ist das beste Gestein für Bildhauerarbeiten im ganzen Pazifikraum.
- Großer Aufwand für die Versorgung der Bildhauer und Transportkolonnen: 20 Steinmetze mussten einen Monat ernährt werden, 50 bis 500 Menschen wurden für den Transport der Statuen benötigt. Man rechne in der Bauzeit mit einem um ein Viertel gestiegenen Nahrungsmittelaufwand.
- Die Waldzerstörung muss irgendwann nach der Besiedlung durch Menschen um 900 begonnen und war 1722 offenbar vollendet, wo Roggeveen keinen Baum höher als drei Meter mehr entdeckt hatte. Nach Datierungen verschwanden die Palmen auf der Poike-Halbinsel im 1400.
- Terevaka = Ort um Kanus zu bekommen, hier wurden zahlreiche Steinbohrer, Schaber, Messer, Meißel und andere Werkzeuge zur Holzbearbeitung gefunden, die zum Kanubau benutzt wurden.
- Der mündlichen Überlieferung wurde um 1620 die letzte Ahu und Moais errichtet, unter ihnen auch Paro, die größte Statue von allen. Cook berichtete, er habe umgeworfene aber auch noch aufrecht stehende Statuen gesehen. 1840 wurde Paro umgeworfen.
- Der Autor führt die Faktoren an, die auf pazifischen Inseln zur Waldzerstörung führen. Diese sei (1) auf trockenen Inseln stärker als auf feuchten, (2) auf kühlen Inseln in hohen Breiten stärker als auf warmen Inseln in Äquatornähe, (3) auf alten Vulkaninseln stärker als auf jungen Vulkaninseln, (4) auf Inseln, auf denen es keinen Ascheregen gab, stärker als auf solchen, wo er stattgefunden hat, (5) auf Inseln weit weg vom zentralasiatischen Staubkegel stärker als auf den Inseln in seiner Nähe, (6) auf Inseln ohne makatea (scharfkantige Korallenoberfläche) stärker als auf solchen mit makatea, (7) auf flachen Inseln stärker als auf solchen mit größeren Erhebungen, (8) auf abgelegenen Inseln stärker als auf solchen mit Nachbarn in der Nähe und (9) auf kleineren Inseln stärker als auf größeren. Alle diese Faktoren machen die Osterinsel besonders anfällig für den Waldverlust.
- "Auf der Osterinsel kam es nicht deshalb zu dem ungewöhnlich starken Waldverlust, weil die offenkundig so freundlichen Menschen besonders schlecht oder unvorsichtig gewesen wären. Sie hatten vielmehr das Pech, das sie unter allen Völkern des Pazifikraumes in der empfindlichsten Umwelt lebten, die das größte Risiko des Waldverlustes barg." (Zitat nach Diamond S. 152)

Peter Hertel

Rezension

Hängt eine Gesellschaft wirklich an ihren Wäldern?

Jared Diamond ist in seiner Analyse vielleicht etwas einseitig, aber gleichwohl aufschlussreich. Der amerikanische Geograf, Genetiker und Anthropologe Jared Diamond hat vor einigen Jahren die Erforschung der Geschichte der menschlichen Zivilisation revolutioniert - mit seinem Buch "Arm und Reich", das den Entwicklungsvorsprung der Gesellschaften Asiens und Europas auf ihre privilegierten ökologischen Ausgangsbedingungen am Ende der letzten Eiszeit zurückführt. Auf ein nicht weniger ehrgeiziges Unterfangen hat sich Diamond mit seinem jüngsten Buch eingelassen: nämlich in allen Einzelheiten zu erklären, warum Gesellschaften immer wieder zerstörerisch bis zur Bedrohung der eigenen Existenz in ihre Umwelt eingreifen - und warum manche Gesellschaften solche schweren ökologischen Krisen überstehen, andere aber nicht.

Ökologische Rettung - oder Katastrophe

Die Krise auf der Osterinsel fand kein gutes Ende. Als sich zu Beginn des 10. Jahrhunderts polynesische Auswanderer dort niederließen, fanden sie paradiesische Verhältnisse vor. Einige Jahrhunderte später jedoch waren die einst üppigen Nahrungsquellen nahezu versiegt. Alle einheimischen Landvogelarten waren ausgerottet worden, und von den Seevogelarten hatte eine einzige überlebt. Die Jagd auf Delfine, Robben oder Meeresschildkröten war nicht mehr möglich, denn für den Bau von Kanus fehlte das Holz. Andere Meeresfrüchte wurden kaum noch erbeutet, und den wesentlichen Teil der fleischlichen Nahrung lieferten Hühner und Ratten. Die Erträge der Nutzpflanzen verringerten sich, weil die Böden immer mehr verkarsteten und erodierten. Vergebens versuchten die Inselbewohner durch Steingartenkulturen mit gigantischem Aufwand die landwirtschaftliche Produktion zu steigern. Schuld an der ganzen Misere war der exzessive Holzverbrauch, der mit der restlosen Vernichtung der Wälder endete.
Die Bewohner der Osterinsel fällten die Bäume nicht nur, um sie zu verfeuern, Boote zu bauen oder Ackerland zu gewinnen.

 

Aus Baumstämmen stellten sie die Schlitten, Schienen, Hebel und Seile her, mit denen die tonnenschweren Monumentalstatuen vorwärts bewegt und aufgerichtet wurden. Und indem die Sippen und Häuptlinge einander im Bau immer kolossalerer Statuen und Plattformen zu übertrumpfen versuchten, verschleuderten sie die letzten Ressourcen. Dass die Osterinsel-Gesellschaft ihrem eigenen Untergang tatenlos zusah, hat laut Diamond im Wesentlichen drei Gründe: Die herrschenden Kasten hatten sich in ruinöse Macht- und Prestigekämpfe verstrickt; wegen der Abgeschiedenheit der Insel konnten die Bewohner weder auswandern noch sich dringend benötigte Ressourcen durch Handel oder Krieg von anderen Gesellschaften beschaffen; drittens war ihre Umwelt ohnehin äußerst empfindlich. Da die Insel arm an Niederschlägen ist und ihr kaum neue, von außerhalb stammende Nährstoffe zugeführt werden, konnte sie ihre Entwaldung und Auslaugung nicht verkraften.
Es ist immer wieder verblüffend, was Diamond zu Tage fördert, indem er Gesellschaften der Gegenwart und der Vergangenheit in Bezug auf Dutzende von Ausgangsvariablen miteinander vergleicht - auch wenn sein Bestseller bereits jetzt intensiven Widerspruch ausgelöst hat (Spektrum der Wissenschaft 12/2006, S. 38). Merkwürdig ist nur, dass in fast allen seiner Fallanalysen die Zerstörung der Wälder und ihre unmittelbaren Folgeschäden im Zentrum stehen. Außerdem ist es fragwürdig anzunehmen, die Gesellschaften der Gegenwart könnten Entscheidendes aus dem ökologisch bedingten Niedergang der Kultur der Maya, Anasazi oder Normannen lernen.
Gleichwohl ist dies eines der aufschlussreichsten Bücher über die Vorgeschichte, die Geschichte, die Ursachen und die Auswirkungen der Umweltzerstörung überhaupt.

Dr. Frank Ufen, Der Rezensent ist promovierter Soziologe und freier Wissenschaftsjournalist, Marne

Quelle: Spektrum der Wissenschaft 1/07

weitere Rezension siehe unten


Deutsche Welle
Special Lateinamerika vom 25.11.2006

Osterinsulaner wollen mehr Souveränität

Die Bewohner der Osterinsel fühlen sich nicht als Chilenen, sondern als Rapanui. Sie wollen die Geschicke ihrer Insel selbst bestimmen. Deshalb fordern sie mehr regionale Macht und weniger Zentralismus. Das politische Schicksal der Insel wird vom chilenischen Zentralstaat bestimmt. Damit wollen sich die Bewohner aber nicht abfinden. Zwar wollen sie die Fessel, die sie an Chile bindet, nicht komplett lösen, aber zumindest entscheidend lockern. Keine Unabhängigkeit fordern sie, aber Autonomie. Die Insel erhielt einen speziellen juristischen Status. Die Einheimischen werden für die gleichen Straftaten milder bestraft als Fremde. Die Osterinsel ist zudem steuerfrei. Das begünstigt die Inselbewohner jedoch nur zum Teil, denn die lokalen Behörden sind komplett abhängig von den Mitteln, die sie vom Festland erhalten. Dieses Budget ist immer defizitär. Das Gesetz von 1966 erkannte jedoch an, dass die Osterinsel Eigentum der Rapanui ist. Seitdem ist es verboten, Land an Ausländer zu verkaufen. Auch Festland-Chilenen dürfen keine Ländereien erwerben. Doch die Rapanui wollen keine Geschenke, sie wollen eine Stimme. Sie fordern, dass sie über die Geschicke der Insel entscheiden dürfen. „Wir brauchen niemanden, der uns sagt, was das Beste für uns ist“, sagt Pedro Edmunds Paoa, Rapanui, und seit über einem Jahrzehnt im Gemeinderat.
 

Für die Rapanui steht fest: Das ihnen aufgezwungene System ist ineffizient und chaotisch. Deshalb hat sich Edmunds Paoa entschieden, lautstark gegen den Zentralismus zu kämpfen. Chile müsse seine Verfassung ändern, sagt er. „Wir können ja ein Land bleiben, aber Chile ist sicher kein Einheitsstaat“, sagt Paoa. 
Eine Vielzahl von Organisationen hat diverse Kompetenzen für die Insel. Da ist zum Beispiel CONAF, die nationale Forstbehörde. Diese, der Zentralregierung zugeordnete, Institution kümmert sich um die Verwaltung des Nationalparks Rapanui, der einen großen Teil der Insel umfasst. Die oberste Autorität der Insel ist ein Gouverneur, derzeit eine Frau. Sie ist zwar eine Einheimische, das letzte Wort über die Besetzung des Amtes hat aber die Zentralregierung in Santiago. 35 Behörden mit Sitz auf dem Festland reden mit bei Entscheidungen, die die Insel betreffen. Die Gemeinden sind die einzigen Instanzen mit einem direkt gewählten Repräsentanten, dem Bürgermeister.

Luna Bolívar Manaut

Quelle: http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,2248359,00.html (gekürzt)


 

Warum nicht auch Weihnachtsinsel?
Osterinsel und Weihnachtsinsel haben nicht nur die Benennung nach Feiertagen gemeinsam: Beide liegen gut versteckt und sind Reiseziele für abenteuerlustige Individualisten.

 

Die zwischen Indonesien und Australien gelegene Weihnachtsinsel wurde von Europäern das erste Mal am Weihnachtstag des Jahres 1643 betreten. Bei der rund 3500 Kilometer von der chilenischen Küste entfernten Osterinsel dauerte dieser Schritt noch bis zum Ostersonntag des Jahres 1722. Doch die niederländischen Seefahrer um Jakob Roggeveen waren mit Sicherheit nicht die Allerersten auf dem Eiland, denn die mehreren Hundert und bis zu knapp neun Meter hohen Steinfiguren mussten lange vorher von anderen Menschen geschaffen und aufgestellt werden. Auf der anderen Seite der Erdkugel sorgt auf der kleinen Weihnachtsinsel ein anderes Phänomen für Furore. Einmal im Jahr, Ende November/Anfang Dezember, wandern dort rund 120 Millionen faust- bis fußballgroße Landkrabben über die Insel, ein einmaliges Naturspektakel.

Auf ihrem tagelangen Marsch über die Insel überwinden die knallroten Krabben größte Hindernisse und steuern zielsicher in Richtung Meer. Das Phänomen markiert in jedem Fall den Höhepunkt im touristischen Jahreskalender. Doch auch sonst bietet die Insel zwar überschaubare, aber für abenteuerlustige Individualisten reizvolle Aspekte. Der vielleicht wichtigste Pluspunkt für sie: Die abgeschiedene Lage und die langwierige Anreise locken nur wenige Touristen hierher, die Infrastruktur ließe ohnehin nicht viel mehr zu, genau wie auf der Osterinsel. Die 135 Quadratkilometer große und zu Australien gehörende Insel vulkanischen Ursprungs liegt völlig einsam rund 2300 Kilometer vom westaustralischen Perth entfernt mitten im Indischen Ozean. Wegen seiner Isoliertheit ist die äquatornahe Christmas Island ebenso wie die Osterinsel bis heute vom Massentourismus verschont geblieben. Rund zwei Drittel der Insel stehen unter Naturschutz. Auf der Insel leben rund 1600 Einwohner und diese überwiegend vom Tourismus. Mehrheitlich besteht die Bevölkerung aus Chinesen (70 Prozent), Europäern (20 Prozent) und Malaien (10 Prozent).

 

Die Anreise erfolgt idealerweise per Flugzeug. Von Jakarta dauert es etwas mehr als eine Stunde, auch vom australischen Festland werden Flüge angeboten, die jedoch mehr Zeit beanspruchen. Noch länger sind freilich Schiffsurlauber unterwegs. Und Seetauglichkeit ist Voraussetzung: Die Küste ist schroff und schwer erreichbar. Selbst an windstillen Tagen, an denen keine Monsunwinde das Meer zusätzlich aufwühlen, donnert die Brandung gegen die Klippen. Eine wackelige Schiffsfahrt ist eher die Regel als die Ausnahme. Auf der Insel angekommen, empfiehlt sich ein Mietwagen, da auf der Insel keine Busse und nur wenige Taxis fahren, es aber einige passable Straßen gibt. Die Unterkünfte auf Christmas Island sind vergleichsweise vielfältig und bis auf das Luxussegment in allen Kategorien vorhanden. Jeder spricht Englisch. Aufgrund der vielen Steilklippen ist Baden nur an einigen kleinen Sandbuchten möglich, dort aber geht es hervorragend. Besonders hoch im Kurs stehen Schnorchel- und Tauchausflüge. Zu sehen sind Walhaie, die größten Fische der Welt, aber auch Haie, Mantas und Delfine. Das Saumriff befindet sich oft nur wenige Meter vom Ufer entfernt und fällt in schön bewachsenen Steilwänden in größere Tiefen ab. Die Riffe sind in einem erstklassigen Zustand. Coral Bleaching, also das Absterben der Korallengärten, ist hier noch kein Thema. Weiterer Pluspunkt: Die Sicht in dem rund 27 Grad warmen Wasser reicht bis zu 50 Meter tief. Auch an Land warten verschiedene Aktivitäten, zum Beispiel abenteuerliche Dschungeltrips durch einen leicht zu durchwandernden Regenwald, in dem es kein einziges giftiges Tier gibt. Beliebt sind auch die Besuche der Blowholes, imposante Wasserfontänen, und der vielen Aussichtspunkte, von denen man seltene und nur hier vorkommende Vogelarten wie den Goldenen Tropic-Vogel beobachten kann. Während der Bird Week im August kommen etliche Hobbyornithologen auf die Insel. Noch mehr Schaulustige lockt jedoch das Krabbenwandern im November/Dezember an. Schöne Tauchplätze gibt es etliche auf der Welt, doch ein Tauchspot, wo sich nur wenige Touristen tummeln und dessen Korallen noch völlig intakt sind, findet man nicht an jeder Ecke. Auf der Weihnachtsinsel schon. Zwischen November und April können die Veranstalter beinahe Garantien für ein Treffen mit Walhaien abgeben, jenen friedlichen, aber riesengroßen Fischen, deren Begegnung zu den absoluten Highlights jedes Tauchers zählt.

Info und Bild: Focus-Online 8.4.07, Christian Haas, München
www.christmas.net.au

 


Osterinsel: Einladung zum UMU

von Gisela Gebhard  

Erlebnisse auf der Pazifik-Insel

Wir treffen den netten Schweizer mit seiner einheimischen Frau und der fünfjährigen Tochter. Er hat uns erzählt, dass seine Frau und ihr Bruder in einem Buch als echt reinrassige Osterinsulaner abgebildet sind. Schmunzelnd meinte er: „Ein dänischer Großvater steckt aber doch dazwischen.“ Ausländerehen werden auf der Insel sehr gern gesehen. Nach der schrecklichen Dezimierung durch Sklavenhändler und fremde Ausbeuter fürchtete man einen Niedergang durch Verwandtenehen. Wir wandern zusammen zum Fußballfeld. Daneben wurde am gestrigen Abend das große UMU angesetzt. Nun werden Bananenblätter und heiße Steine weggeräumt. Darunter erscheinen Lagen dampfender Süßkartoffeln. Eine Messerprobe zeigt: Die sind gar. Das Volk formiert sich in langen Sitzreihen auf dem Fußballfeld. Man wartet mit Tellern, Schüsseln, Plastiktüten, Blättern von Gummibäumen und Besteck auf die festliche Speisung am chilenischen National-Feiertag. Alle warten in ruhiger Fröhlichkeit. Der Priester muss das UMU noch segnen. Er ist für 13 Uhr bestellt. Pünktlich erscheint er, betet und spritzt Weihwasser. Dann singt ein alter Insulaner feierlich laut ein rituelles Lied. Der Bürgermeister und sein Vertreter geben die Anweisung zur Eröffnung. Nun werden große Tragen mit den noch feuchten Bananenblättern bedeckt, Süßkartoffeln hinzugetan und das Fleisch freigelegt, das in viereckigen Wannen darunter im eigenen Saft schmorte. Der Priester erhält eine Plastiktüte voll Essen. Dann laufen immer zwei Männer mit großen Tablett-Tragen die Reihen der Wartenden entlang. Ein Dritter füllt die dargebotenen Behälter. Mehrere Mannschaften werken, laufen zurück, verteilen weiter und kommen ein zweites Mal. Wir setzen uns ans Ende einer Reihe. Werner packt eine große Plastiktüte aus und legt sie vor uns in die Wiese.

 

Kaum warten wir so auf unsere Zuteilung, naht eine der Frauen von unserem roomservice, bringt einen Teller, dazu ein Schüsselchen Krautsalat mit Tomaten und eine Gabel. Sie sitzt mit einigen Verwandten in der Reihe vor uns, ihr Mann mit dem Töchterchen neben uns. Die zuteilenden Männer legen uns eine große Süßkartoffel hin und ein tolles Stück Fleisch am Knochen. Die heiße Süßkartoffel schmeckt gut, das Fleisch ausgezeichnet. Wir mampfen wie die anderen und packen den Rest (auch wie die anderen) ein. Der Beutelinhalt reicht noch für’s Abendbrot. Bei dem Erdofen polken sich viele noch Reste von Süßkartoffeln und kleine Fleischstückchen raus, die übrig geblieben sind, packen auch die ein. Heute gibt’s alles umsonst; denn der Staat hat die Zutaten für das Fest spendiert. Gestern Abend wurde ein breites Erdloch ausgehoben, mit Bananenblättern ausgelegt, das in Stücke geschnittene Fleisch in Wannen darüber gepackt, immer wieder Bananenblätter dazwischen und dichte Schichten von Süßkartoffeln, darauf wieder Blätter. Mengen passender Steine wurden bis zum Glühen erhitzt und damit das Ganze bedeckt. Blätter und Erde darüber hielten die Glut. So konnte alles im eigenen Saft schmoren.
Das UMU hat auf der Osterinsel Tradition. In alten Zeiten organisierte die Dorfgemeinschaft für alle wöchentlich ein solches Erdofen-Essen, zu dem sogar noch Fisch und Gemüse gehörten. Heute nehmen auch einige Leute vom vor Anker liegenden Kriegsschiff teil. Sie sitzen in der Wiese des Fußballfeldes wie wir anderen. Nur zwei Offiziere lassen sich Stühle bringen, sitzen dann fein gerade obenauf und speisen vom Teller exakt mit Besteck. Das Mundtuch liegt auf ihren Knien wie eine Tischdecke
aus Opinio 1.2.07

 


Mehr Moais als Mädchen

VON GÜNTER SPREITZHOFER (Die Presse) 03.02.2007

Osterinsel. Erst Thor Heyerdahl machte die Insel Rapa Nui, den "großen Flecken" fern der chilenischen Küste, und ihre rätselhaften Statuen bekannt - und Kevin Kostner das Inselvolk reich.

Als der holländische Kapitän Jacob Roggeveen am Ostersonntag des Jahres 1722 ein karges Eiland im Pazifik entdeckte, nannte er es kurzerhand Osterinsel, ballerte wie üblich ein wenig herum und segelte bald weiter. 285 Jahre später kommen die Fremden per Flugzeug, 20.000 jährlich. LanChile, die chilenische Airline, macht's möglich: über fünf Stunden oder 4239 Kilometer bis nach Tahiti im Westen, weitere fünf Stunden oder 3765 km nach Santiago de Chile im Osten. Dazwischen ist wenig außer Wasser und Wellen, nur das Inselchen Pitcairn mit seinen 40 Einwohnern, wo die letzten Meuterer der Bounty Zuflucht fanden. Ein langer Weg, selbst für polynesische Seefahrer, die den "großen Flecken" (Rapa Nui) vor 1600 Jahren mit Auslegerbooten erreicht haben sollen. Ein Wunder, dass sie überhaupt landen konnten. Die Vulkaninsel am Wendekreis des Steinbocks hat keine schützenden Korallenriffe rundum, die Brandung tost tagtäglich rund um die Uhr. Oft genug können Schiffe nicht anlegen, weil selbst am Sandstrand von Anakena so manches Landemanöver unerfreulich geendet hat. Viele kommen ohnedies nicht, jährlich bloß ein paar exklusive Kreuzfahrtschiffe für gut betuchte Abenteurer. Heute gibt es dort tagsüber ein paar Grillbuden, den einzigen offiziellen Zeltplatz der Insel, gelegentlich einen chilenischen Ranger und einen vollen Wassertank für Durstige. Hoffentlich. Denn Trinkwasser oder gar Restaurants wird man außerhalb von Hangaroa, der einzigen Siedlung, vergeblich suchen. Bäche gibt es keine. Wanderer tun gut daran, windfeste Zelte und Vorräte mit sich zu führen. Tieffliegende Wolken, zerzauste Pferde. Struppiges Gras auf schwarzen Vulkanfelsen. Verlassene Höhlen im Lavagrund. Raubvögel, die ihr karges Revier mit gezielten Sturzflügen auf menschliche Eindringlinge verteidigen. Der einsame Weg führt entlang von Vulkankratern wie Rano Kau oder Rano Raraku, an dessen Hängen hunderte unvollendete Steinmänner, die Moai, bizarr lagern und noch mehr in die schwarzen Klippen eingemeißelt sind. Für alle Ewigkeit, unvollendet. Und keiner weiß warum, auch wenn es viele behaupten.
Die weißen Götter konnten die mächtigen Moais jedenfalls nicht abhalten. Zuerst die Spanier, die Holzkreuze verteilten und allerlei Häuptlinge in abenteuerlichen Unterschriften ihre Unterwerfung unter die spanische Krone bestätigen ließen. Dann James Cook, der 1774 nur noch Angst und Verwüstung und Wohnhöhlen in Lavatunneln vorfand. Später entführten amerikanische Walfänger Tausende nach Peru und verkauften sie als Sklaven an die Guano-Minen. Die wenigen Rückkehrer schleppten Krankheiten ein, die bis auf ein paar hundert alle Einwohner töteten. 1888 kaufte der Chilene Policarpo Toro die verwahrloste Insel, nannte sie Isla de Pascua (Osterinsel) und vermietete sie an die Compania Exploradora, ein Schafzuchtunternehmen, das ein straffes Regime einrichtete und nicht nur der kargen Vegetation den Rest gab. Seit 1935 ist die Insel Nationalpark, weil mit ihr sonst nichts mehr anzufangen war. Gutes haben die Fremden selten in die kleine polynesische Welt gebracht, die lange davor von rivalisierenden Clans beherrscht wurde - mit unterwürfigen Bauern und Fischern und einer kleinen adeligen Oberschicht, die ihre Ohrläppchen mit verzierten Holzstäbchen bis zu den Schultern ausdehnen konnten.Über Jahrhunderte beherrschten zwei rivalisierende Stämme Te Pito o te Henua, den Nabel der Welt, wie die Osterinsel in polynesischen Legenden heißt. Die regierenden Langohren zwangen die Kurzohren zum Bau immer größerer Statuen zu Ehren des Langohren-Gottes - glaubt man Kevin Kostner und seinem Filmdrehbuch. Hunderte Moai, steinerne Wächter aus Tuff, wurden entlang der 60 Kilometer Küstenlinie auf über 240 Plattformen (Ahu) postiert, steinernen Begräbnisstätten, mit Blick ins Land und Rücken zum Meer. Bis zu zehn Meter hoch und zwanzig Tonnen schwer sind die stummen Statuen mit den weißen Korallenaugen.

 

Manche tragen ockerrote Steinhüte (Pukao), die wohl Haarknoten darstellen sollen. Heute liegen die meisten - umgestürzt, zerbrochen und verwittert. Ein paar Grüppchen hat man wieder aufgestellt. Angeblich hat ein plötzlicher Klimawandel mit Missernten und Bürgerkrieg das blühende Leben Zehntausender in wenigen Jahren ausgelöscht. Vielleicht auch nicht. Rongorongo, die Schrift der alten Zeiten, kann niemand mehr entziffern. Und spekulieren muss erlaubt sein, nicht nur Thor Heyerdahl.Die Expedition Kon Tiki des norwegischen Forschers sorgte 1947 (falsch war 1956) für gewaltiges Aufsehen. Sein Buch Aku Aku machte die Osterinsel weltbekannt. Heyerdahl richtete mit 180 Einheimischen und noch mehr Holzblöcken und Seilen Ature Huki, einen vier Meter hohen Artgenossen der steinernen Inselwächter, wieder auf. Neun Tage dauerte die Tortur, die mehr Rätsel aufwarf als sie lösen konnte: Wie können hunderte Steinkolosse auf einer nahezu baumlosen Insel transportiert werden? Mit Holzschlitten, die den alten Waldbestand zerstört haben? Alonso Sanchez, Meteorologe der chilenischen Marine, lächelt dazu nur milde. "Die Moais sind natürlich selber marschiert", sagt er und nippt an seinem zweiten Glas Pisco Sour. "Aber unsere Filmkostüme damals hättest du sehen sollen ..." Die Wogen nach Kevin Kostners opulentem Filmepos "Rapa Nui", das den meisten Inselbewohnern 1993 zu gut honorierten Statistenrollen als tätowierte Wilde verhalf, haben sich geglättet. Die Hollywood-Produktion war genauso umstritten wie Heyerdahls Thesen von der Besiedlung aus Südamerika, die zumindest den Chilenen gut gefallen. Der Generalputz der Filmfirma nach den Dreharbeiten machte die Insel jedenfalls so adrett, dass sie 1995 flugs zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Die Eintrittsgebühren werden jedoch nur am Zugang zum Orongo Ceremonial Village eingehoben, dem Zentrum des Vogelmann-Kults - dem Ort des melodramatischen Finales der Inselsaga, gleich bei den Petroglyphen, die weiter Rätsel aufgeben.
Erst seit 1966 sind die 3000 Insulaner der südamerikanischen Festlandsbevölkerung Chiles rechtlich gleichgestellt, besitzen eigene Pässe und dürfen daher auch offiziell ausreisen. Die nächtlichen Ausgangssperren sind lange vorbei, seit Touristen etwas Wohlstand auf die Insel der 70 Vulkane gebracht haben. Man ist katholisch, hat Ohren wie allen anderen auch, trägt Jeans, spricht Spanisch und feiert den chilenischen Unabhängigkeitstag ohne große Begeisterung. Nur noch 700 Einwohner sind polynesischen Ursprungs, dessen sie sich zum jährlichen Tapati-Fest im Februar besinnen: Wer würde sonst schon maskiert auf Bananenstauden über Steilhänge rutschen oder auf Einbäumen fotogerecht durch sumpfige Vulkanseen paddeln, wenn die Reiseveranstalter es nicht wünschten? Chilenische Pesos sind ohnedies nicht so beliebt wie härtere Währungen von anderswo. Fast alle in Hangaroa scheinen Autos oder Mopeds oder Zimmer zu vermieten: Einheitspreis zehn Dollar - mit familiären Empfangskomitees am Flughafen, dessen überdimensionales Rollfeld 1985 für Space Shuttle-Notlandungen noch länger gemacht wurde. Neue Souvenirhallen mit neckischen Miniaturausgaben der Moai, mit Hut oder ohne, handlich genug fürs Handgepäck und zu Hause schnell zerbröselt.
Eine Disco, die zweimal wöchentlich offen hält, mit Pferdeparkplatz davor. Satellitenfernsehen, ein paar Wellenreiter vor der Hafenkneipe mit dem lustigen Asterix aus ausgebleichtem Hartplastik am Dach. Leiser Latino-Sound, kläffende Hunde. Dazu knattern Motocross-Maschinen für die zugewanderten Gauchos vom Festland, die den Chicas vor der Dorfschule auf die Aerobic-Beinchen sehen, wenn das wöchentliche Nachmittagsturnen vor der Hafenschule stattfindet. Seit es mehr Moais als Mädchen gibt, sind in Hangaroa halbstarke Zeiten angebrochen. Was sollen die Jungen mit den alten Statuen schon anfangen?

Quelle:
http://www.diepresse.com/Artikel.aspx?channel=r&ressort=ra&id=615490     


2.1.2007 - schon wieder die Ratten:

Zerstörten Ratten Osterinsel?

Neue Studie: Bewohner nicht schuld am Untergang

Wer war schuld am Untergang der Osterinsel-Kultur? Bisher galt das Pazifikeiland, weltweit bekannt für seine Wahrzeichen, die geheimnisvollen Moai-Statuen, als ein Paradebeispiel für eine ökologische Selbstvernichtung. Die Bewohner selbst, so lautete die These vieler Forscher, rodeten die einstmals riesigen Palmenwälder der Insel und setzten so eine ökologische Katastrophe in Gang, die schließlich in einem rapiden Rückgang der Bevölkerung endete.
Diese gängige Lehrmeinung wird jetzt vom amerikanischen Anthropologen Terry L. Hunt infrage gestellt, der an der Universität von Hawaii in Manoa forscht. „Wir müssen Abschied von der Vorstellung nehmen, eine kleine Bevölkerung hätte jahrhundertlang im Einklang mit der Natur gelebt und sei dann rasend schnell mit allen Konsequenzen gewachsen“, schreibt Hunt in der aktuellen Ausgabe von „Spektrum der Wissenschaft“.
Rapa Nui, so der Name der Ureinwohner für die 171 Quadratkilometer große Insel, wirkt heute mit lediglich 48 Pflanzenarten karg. Hühner und Ratten hausen hier als einzige Wirbeltiere. Jahrtausendelang jedoch wuchs hier die Palmenart „Jubaea“, die einst die größte der Welt war. Vor zwei Jahren entnahm Terry L. Hunt Sandproben am Strand Anakena, nach Ansicht vieler Forscher der Landungsplatz der ersten Siedler.

 

Die Bodenproben wurden mithilfe der Radiokarbonmethode untersucht. Die Forscher konnten so die ersten Siedlungsspuren der Polynesier auf die Jahre um 1200 datieren. „Demnach wäre die Insel 300 bis 400 Jahre später in Besitz genommen worden, als frühere Untersuchungen dies nahe legten“, so Hunt. Bereits 80 Jahre nach der Landung der ersten Siedler begann dann das große Palmensterben, sagen die Ökologen Andreas Mieth und Hans-Rudolf Bork on der Christian-Albrechts-Universität in Kiel.
Die Erklärung für das Sterben der Bäume liegt laut Hunt in anderen Funden, die er am Strand von Anakena machte: Knochen der Polynesischen Ratte (Rattus exulans). Die Ratten waren, wie auf anderen Inseln auch, mit den Siedlern gelandet. Diese Tiere ernährten sich auch von den Samen der Palmen. „Fast alle Schalen von Palmsamen weisen eindeutige Nagerspuren auf“, sagt Hunt. Er ist sich sicher, dass die Schädlinge großen, vielleicht den entscheidenden Anteil am Verlust der Palmenwälder auf Rapa Nui hatten. Unter den guten Bedingungen und ohne natürliche Feinde hätten sich die Tiere etwa alle sechs bis sieben Wochen verdoppelt. Auf Rapa Nui habe es nach wenigen Jahren 1,9 bis drei Millionen Ratten gegeben. Ein weiteres Indiz für seine These: Seinen Funden zufolge ging die Zahl der Pollen zurück, bevor die Menschen ausgiebig Gebrauch von Feuer machten.

Kathrin Giese, „Der Tagesspiegel online“           


Tagesanzeiger: Wissen – Samstag, 30. September 2006

Entwaldung führte nicht in die Katastrophe

Die Zivilisation der Osterinsel versank nicht im Chaos, wie der Erfolgsautor Jared Diamond schreibt, und Ratten waren für die Entwaldung wahrscheinlich mitverantwortlich.

http://www.tagesanzeiger.ch/dyn/leben/wissen/670987.html

Die hoch entwickelte Zivilisation der Osterinsel gibt auch 284 Jahre nach ihrer Entdeckung durch den Holländer Jakob Roggeveen Anlass zu heftigen Kontroversen. Dabei geht es weniger um die Frage, wie die Menschen mit einfachsten Mitteln die kolossalen Steinstatuen transportieren und aufrichten konnten, ein Rätsel, mit dem sich bereits Roggeveen in seinem Tagebuch beschäftigte. Die Forschung streitet um grundlegendere Fragen: Wann kamen die ersten Menschen auf das winzige Eiland, das rund 3600 Kilometer westlich der chilenischen Küste und 2000 Kilometer von Pitcairn entfernt mitten im Südpazifik liegt? Und wie verlief die Entwicklung dieser Gesellschaft bis zur Ankunft der ersten Europäer an Ostern 1722?
Der amerikanische Erfolgsautor und Geograf Jared Diamond inszeniert die Geschichte der Osterinsel in seinem Bestseller «Kollaps – Warum Gesellschaften überleben oder untergehen» als eine hausgemachte, ökologische Katastrophe. Gemäß Diamond und anderen Forschern kamen die ersten Menschen etwa im Jahr 800 auf die Insel. Sie legten Gärten an und begannen ums Jahr 1200, den Palmenwald auf der Insel grossflächig zu roden. Wegen der Entwaldung und ihrer unmittelbaren Folgen kam es zu einer Hungersnot, zu Bürgerkrieg und Kannibalismus.„Das Fleisch deiner Mutter hängt zwischen meinen Zähnen“, sei die schrecklichste Beleidigung gewesen, die einem Feind an den Kopf geworfen wurde, schreibt Diamond. Die einst blühende Zivilisation versank durch die Zerstörung der eigenen Umwelt noch vor der Ankunft der Europäer im Chaos. Jared Diamond versteht das Schicksal der Osterinsel als Warnung: „Die Parallelen zwischen der Osterinsel und der ganzen heutigen Welt liegen beängstigend klar auf der Hand“, heißt es in seinem Buch. Viele Menschen würden im Zusammenbruch der Osterinselgesellschaft deshalb eine Metapher erkennen, für das, was uns selbst in Zukunft vielleicht noch bevorstünde.

Unzuverlässige Überlieferungen
Mit zwei Beiträgen in namhaften Fachzeitschriften greift nun aber der Archäologe Terry Hunt von der University of Hawaii mehrere zentrale Punkte in Diamonds Argumentation an. „Ich mache mir ebenfalls Sorgen um den Zustand unserer Umwelt“, sagt Hunt. Der Niedergang der Osterinsel sei aber nicht eine Folge von ökologischem Selbstmord, sondern Genozid gewesen. In Ausgrabungen während der beiden vergangenen Jahre fand der Forscher Hinweise dafür, dass Menschen erst 1200 auf der Osterinsel landeten. Weiter ist er davon überzeugt, dass für die Entwaldung nicht der Mensch alleine, sondern auch Ratten verantwortlich waren. Für Hunt fehlen auch zuverlässige Hinweise auf kannibalistische Praktiken. „Es gibt in den Essensresten keine menschlichen Knochen mit Feuer- oder Kratzspuren“, sagt der Forscher. Und auch die Bürgerkriegsthese zweifelt er an: „Von 800 gefundenen Schädeln zeigen nur zwei Verletzungen und die sind verheilt.“
Jared Diamond habe sich bei seiner Schilderung der Ereignisse auf mündliche Überlieferungen verlassen, die höchst unzuverlässig seien, erklärt Hunt. So tauchte Kannibalismus in den Geschichten der Inselbewohner vor allem nach Ankunft der ersten Missionare auf. Es sei möglich, so Hunt, dass Missionare die Erwähnung von Kannibalismus gefördert hätten, um die heidnische Vergangenheit der christlichen Zukunft gegenüberzustellen. Vorbehalte gegenüber Diamonds Darstellung hat auch Andreas Mieth von der Universität Kiel, der seit Jahren auf der Osterinsel forscht. „Ich denke nicht, dass die Menschen ökologischen und damit ökonomischen Selbstmord begingen“, sagt Mieth. Nach der Entwaldung der Insel seien die Lebensbedingungen sicherlich härter geworden. Die Menschen hätten sich aber zu helfen gewusst und sich an die veränderte Situation angepasst, erklärt der Forscher. „Sie haben sich bestimmt nicht gleich den Kopf eingeschlagen.“

Späte Besiedlung des Südpazifiks
Terry Hunt unterlegt seine um 400 Jahre revidierte Chronologie der Ereignisse mit C-14-Datierungen von Holzkohlestücken, die er in Anakena fand. Da an diesem Ort im Norden der Insel ein großer Sandstrand liegt, gehen viele Forscher davon aus, dass dort die ersten Menschen an Land gingen. Unter dem Sand entdeckten Hunt und seine Kollegen in der obersten Lehmschicht Kohlestücke, Knochen und auch scharfe Obsidian-Splitter.


 

Die Datierung der Funde legt nahe, dass die ersten Siedler um das Jahr 1200 kamen. Die veränderte Chronologie habe weit reichende Konsequenzen, erklärt Hunt. „Das Ankunftsdatum legt den Ablauf der nachfolgenden Ereignisse fest. Annahmen beispielsweise über das Bevölkerungswachstum müssen überarbeitet werden.“ Der Archäologe Atholl Anderson von der Australian National University in Canberra hält die spätere Ankunft für plausibel: „Sie passt zu der Chronologie der Kolonisierung anderer Inseln in subtropischen Regionen Polynesiens.“ Während Hawaii, die Gesellschaftsinseln und die Marquesas von Westen her etwa um 900 besiedelt wurden, erreichten die ersten Menschen Norfolk, Kermadec, Neuseeland, Pitcairn und Henderson erst 300 Jahre später. „Es scheint, als hätte es etwas länger gedauert, bis die Polynesier in der rauen See die südlicheren Inseln erreichten“, erklärt Anderson. Hunt schätzt, dass die Bevölkerung der Osterinsel jährlich um etwa drei Prozent wuchs und um 1350 mit 3000 Menschen ihr Maximum erreichte. Kurz nach ihrer Ankunft hätten die Inselbewohner mit der Abholzung des Waldes und mit dem Bau der Steinstatuen begonnen, erklärt der Forscher. Schneller noch als die Menschen vermehrte sich die Pazifische Ratte, die die ersten Siedler als Nahrung in ihren Kanus mitgebracht hatten. Mehr als drei Millionen Ratten dürften einst auf der Osterinsel gelebt haben, mit verheerenden Konsequenzen für die Umwelt, meint Hunt. «Ich sage nicht, dass Ratten für die Zerstörung des Waldes alleine verantwortlich waren», erklärt der Forscher. «Man muss deren Beitrag aber mindestens in Betracht ziehen, bevor man erklärt, dass Rodung durch den Menschen die ganze Geschichte ist.» Ein Beispiel aus Hawaii zeige, dass die Nagetiere ohne Zutun des Menschen in der Lage seien, ganze Landstriche zu entwalden. Tatsächlich fanden Forscher vom International Archaeological Research Institute, Honolulu, in der Ewa-Ebene westlich von Pearl Harbor, dass Ratten noch vor Ankunft des Menschen den einst dichten Wald zerstörten. Die Tiere machten sich über Samen, Sprösslinge und anderes pflanzliches Material her. Als Folge davon starben auch Vogelarten aus. Ratten können mehr Unheil anrichten, als man sich vorstellen könne, sagt Terry Hunt. „Im Falle der Osterinsel stelle ich lediglich die Frage: Wie viel trugen Ratten zur Entwaldung tatsächlich bei?“ Andreas Mieth von der Universität Kiel begegnet Hunts Thesen mit Skepsis. Der deutsche Forscher und seine Kollegen haben an mehreren Orten auf der Insel Bodenprofile aufgenommen. „Wir fanden eindeutige Hinweise dafür, dass die Palmen grossflächig abgeholzt und die Stümpfe verbrannt wurden“, erklärt Mieth. „Ratten haben vielleicht die Samen gefressen, aber sicher nicht die Bäume gefällt.“
Er bezweifelt auch, dass Menschen erst im Jahr 1200 auf die Insel kamen. So legen Bodenprofile nahe, dass vor der Abholzung der Wälder, die ohne Zweifel um 1200 einsetzte, Menschen während Generationen zwischen den Palmen einen sanften Ackerbau betrieben haben.

Angepasst an die neue Situation
Der Kieler Forscher geht mit Terry Hunt aber einig, dass die Entwaldung der Insel die Zivilisation nicht kollabieren ließ. „Neuere Untersuchungen zeigen, dass die Menschen die Katastrophe abgefedert haben“, sagt Mieth. „Sie mussten umlernen, sie waren gezwungen, mit der neuen Situation umzugehen.“ Irgendwann nach 1400 entwickelten die Menschen die Technik der Steinmulchung. Dabei legten sie Millionen Steine auf dem nun baumlosen Boden aus, um ihn vor Wind und Wetter zu schützen. Diese Technik, die auch in anderen Wüstengebieten der Erde praktiziert wurde, erlaubte es ihnen, genügend Nahrungsmittel zu produzieren. „So konnten die Menschen auch ohne Palmenwald überleben“, erklärt Mieth. „Das steht im Gegensatz zur Katastrophe, wie sie Diamond in seinem Buch schildert.“ Was sich vor der Ankunft der Europäer im Jahr 1722 auf der Osterinsel genau zugetragen hatte, lässt sich wahrscheinlich niemals bis ins letzte Detail rekonstruieren. Sicher ist lediglich, was nachher kam: Krankheiten, christliche Missionare und Sklavenhändler. In den Jahren 1862/1863 verschleppten peruanische Sklavenschiffe 1500 Menschen, die Hälfte der damaligen Bevölkerung. 1872, 150 Jahre nachdem der erste Europäer an Land gegangen war,  lebten noch 110 Polynesier auf der Insel.

 

    Daniel Bächtold


15. April 2006 Doch ein Spielcasino auf der Osterinsel?

Das Casino ist weiter im Gespräch, wie Richard Haimann in DIE WELT am Sonnabend, den 15. April 2006 berichtet.

Hangaroa. 48 000 Besucher zählte die chilenische Tourismusbehörde im vergangenen Jahr auf der Osterinsel. Der einheimische Investor Pedro Riraroko will nun ein Spielkasino errichten und damit die Zahl der Besucher kräftig in die Höhe treiben. Die 3800 Einwohner von Rapa Nui sind ob des Plans gespalten. Pedro Edmunds, Bürgermeister von Hangaroa, zählt zu den Befürwortern. „Das Casino würde 150 dringend benötigte Jobs schaffen und Steuereinnahmen bringen, mit denen Straßen asphaltiert und endlich eine Dialyseeinrichtung für das Krankenhaus angeschafft werden könnten", wirbt Edmunds in der Santiago Times für das Projekt. Dass der Bürgermeister in den Medien der chilenischen Hauptstadt für den Plan vom Zockerparadies die Trommel rührt, hat seinen Grund: Noch in diesem Monat soll der Kongress über einen erweiterten Autonomiestatus der Insel entscheiden und könnte dabei gleichzeitig die bisher restriktive Bauleitplanung aufheben, die derzeit dem Vorhaben im Wege steht. Doch viele Einheimische fürchten, dass ein Spielkasino mehr Nach- als Vorteile bringen würde. „Die Osterinsel lebt vom Kulturtourismus“, warnt Mario Tuki, Lehrer und Mitglied im Ältestenrat. Urlauber kämen, um die Moai zu sehen. „Wenn die Insel zu einem Las Vegas wird, werden diese Touristen wegbleiben“, fürchtet Tuki.

 

Das könnte das Aus für die kleinen Pensionen und die familiengeführten Hotels bedeuten, in denen heute Touristen unterkommen. Tuki: „Mit der Spielhölle werden große Hotelbunker kommen und das Antlitz von Rapa Nui verändern.“ Die zusätzlichen Steuereinnahmen dürften teuer erkauft werden, argumentiert auch Casino-Gegner Kiri Icka Pakarti. „Bisher gibt es kaum Kriminalität auf der Insel.“ Dies werde sich schnell ändern, wenn erst Horden von Glücksspielern einfallen. Pakarti: „Eine Spielhölle wird uns vor allem drei Dinge bringen - Drogen, Prostitution und Geldwäsche.“ Zudem werde es bei einem Kasino nicht bleiben: „Wenn der Appetit erst einmal geweckt ist, werden weitere Investoren kommen.“ Geschmack gefunden hat auch Chiles nationale Fluggesellschaft LANChile, die aufgrund eines Regierungserlasses fast täglich Flüge zwischen der Osterinsel und dem Festland anbieten muss, sowie zahlreiche Schifffahrtslinien. Sie hoffen auf kräftiges Umsatzwachstum, sollte Rapa Nui vom verträumten Insel zum Spielerparadies werden. Ema Tuki, ein weiters Mitglied im Ältestenrat, glaubt hingegen, dass schon mehr als genug Besucher auf die Insel kommen: „Wir haben bereits Schwierigkeiten mit Trinkwassergewinnung und Müllentsorgung.“ Die Grenzen gesunden Wachstums habe die Insel längst überschritten.

 

 


Osterinsel doch kein Mahnmal für die Menschen?
Patrick Imhasly, in: Der Kleine Bund, 25.3.2006

„Die Osterinsel ist das abgelegenste Eiland der Welt, ihre Bewohner erstellten einst kolossale Steinfiguren – und richteten sich damit selbst zugrunde. Bis heute dient diese schaurig-schöne Geschichte als Exempel für die Folgen menschlicher Vermessenheit. Doch vermutlich ist sie falsch.“ Die Geschichte, ist den Osterinselfreunden längst bekannt ist. Für die Herstellung und den Transport der rund 1000 Steinfiguren mussten Unmengen von Bäumen gefällt werden. Sie lieferten das Holz für Schlitten und die Fasern für Seile. Die vorhandenen Palmen wurden in kurzer Zeit abgeholzt. Die Folgen waren verheerend. Plötzlich fehlte den Insulanern ein wichtiger Rohstoff für den Bau von Kanus zum Fischen, sie konnten keine wilden Früchte mehr sammeln, und die Ernten gingen drastisch zurück, weil die Entwaldung den Boden der Erosion durch Wind und Regen preisgab. Die Osterinsel ging in die Geschichte ein als Insel, die sich selbst zerstörte. Der amerikanische Geographieprofessor Jared Diamond formulierte es 2004 so: „Der Kollaps dieser Gesellschaft ist eine Metapher, ein Bild unserer eigenen Zukunft, die uns schlimmstenfalls erwarten könnte.“ Doch gemäß den Anthropologen Terry Hunt von der University of Hawaii und Carl Lipo von der California State University war alles ganz anders. Sie behaupten: Die paradiesischen Jahrhunderte hat es auf der Osterinsel nie gegeben (C 14 Untersuchungen)

- Die Polynesier haben die Insel erst um 1200 unserer Zeitrechnung besiedelt und nicht 400 bis 800 Jahre früher.

- Die ersten Siedler haben die Insel erreicht, und fast gleichzeitig ging der Wald zurück.


 

- „Wir haben überhaupt keine Hinweise, dass die Bevölkerung abgenommen hätte, bevor die ersten Europäer auf die Insel kamen“, erklärt Terry Hunt.

- Am Ostersonntag 1722 vermerkte ein Eiland von „außerordentlicher Armut und Kargheit“. „Er beschrieb aber keineswegs eine Gesellschaft, die sich im Untergang befand“, sagt Terry Hunt. Erst spätere Abenteurer hätten eine andere Situation vorgefunden.

- James Cook schrieb im März 1774: „Keine Nation wird je für die Ehre kämpfen, die Osterinsel erforscht zu haben, sintemalen es kaum ein anderes Eiland im Meer gibt, welches weniger Erfrischungen bietet und Annehmlichkeiten für die Schifffahrt denn dieses.“

Doch das war fünfzig Jahre nach der Entdeckung, und da hatten die Insulaner bereits mehrere Besuche aus Europa hinter sich – mit fatalen Folgen, wie Terry Hunt vermutet: „Die Polynesier waren nicht immun gegen ansteckende und tödliche Krankheiten aus der Alten Welt.“ Dieser Kontakt habe die Bewohner der Osterinsel dezimiert. Den Rest hat der Sklavenhandel erledigt, der bereits ab 1805 seine ersten Opfer auf Rapa Nui holte. Und so sank die Inselpopulation im Jahre 1877 auf ein historisches Tief von 111 Menschen. Zweifel, vor allem am Besieldungszeitraum, seien hier angebracht. Schließlich haben andere Forscher vor den  Beiden auch schon C 14 Datierungen vorgenommen und viel ältere Angaben erhalten.

 

Peter Hertel