Martina Keune war im Oktober mit ihrem Mann neun Tage auf der Insel



Viele Jahre bereits bestand der Wunsch, einmal die Osterinsel zu besuchen. Ich fühlte mich irgendwie verbunden mit dieser weit entfernten Insel. Da reicht es auf Dauer nicht, nur Bücher zu lesen und E-Mails auszutauschen. Im Oktober 2013 war es endlich so weit. Im Reisebüro wurden wir zuvor gefragt, was wir denn in neun Tagen dort alles machen wollen. Ob das denn nicht zu lang wäre? Ich kann schon mal vorwegnehmen: für uns war es das auf keinen Fall, wie wären gerne noch länger geblieben. Zu Fuß, per Fahrrad und mit dem Auto haben wir die Insel intensiv erkundet.

Unsere erste Wanderung ging von Hanga Roa hoch nach Orongo, zum Rano Kau. An der Küste entlang war das erste Ziel die Höhle Ana Kai Tangata, direkt am Meer. Ob die Übersetzung mit „Menschenfresserhöhle“ glücklich gewählt ist, ist fraglich. Uns wurde erklärt, dass die Bezeichnung auch mit „Menschen zählen“ übersetzt werden könnte. An der Conaf-Station vorbei, wo für Geocaching-Freunde jetzt auch was zu finden ist, kommt man zuerst zu schön angelegten Manavais (kreisförmig aufgeschichtete Steine zum Schutz der Pflanzen im Inneren) und dann geht’s stetig bergauf. Oben angekommen, der erste Blick auf den fantastischen Krater Rano Kau, ließen alle Strapazen vergessen.
In der anderen Richtung vom Dorf lässt sich zu Fuß auch gut die Anlage Ahu Tahai und ihre Umgebung erkunden.
Lohnenswert ist ebenso ein Besuch des Museums in Hanga Roa, das im Oktober 2013 gerade seinen 40. Geburtstag gefeiert hat. Aus diesem Anlass gab es zusätzliche Ausstellungen und eine großen Bilderwand im Hof, auf der viele Inselbewohner gezeigt wurden.

Die erste Tagestour mit dem Fahrrad ging auf der gut ausgebauten und geteerten Straße nach Anakena. Die Steigungen waren nicht zu verachten. So ging es gefühlt auf dem Hinweg die meiste Zeit nur bergauf, dafür zurück überwiegend bergab. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit und ohne Licht war das ganz gut. Wir hatten extra eine wetterfeste Fahrradtasche mitgebracht, wussten aber nicht, dass es auf der Osterinsel nur Mountainbikes gibt. So konnten wir sie gleich im Koffer lassen und sind mit Rucksack losgezogen. Ausreichend zu trinken und Sonnenschutz sollte man immer dabei haben. Abseits der geteerten Wege kann man wirklich nur mit Mountainbikes vorankommen.
Zwei Tage lang haben wir die verschiedensten Höhlen aufgesucht. Dank guter GPS-Koordinaten hatten wir einige auf unserem Plan. Manchmal wurden nur außen ein paar Fotos gemacht, in einigen sind wir aber auch drinnen gewesen. Nicht immer passten wir zusammen mit unserem Rucksack durch den winzigen Eingang – ein echtes Erlebnis. Ganz besonders in Erinnerung bleibt unsere Tour hoch auf den Maunga Terevaka. Vom Ahu Akivi aus gestartet war uns schon klar, dass wir einiges an Weg schieben müssten, erhofften uns aber mit Rad eine schnellere Rückfahrt. Leider hat sich das Wetter nicht gehalten. Gerade als wir den höchsten Punkt erreicht hatten, zogen dichte Wolken auf. Wir standen mitten in den Wolken und konnten nur noch einige Meter weit sehen. Auf dem Rückweg gerieten wir dann in einen sturzbachartigen Regen. Es war die reinste Rutschpartie nach unten, inmitten von kleinen Bachläufen und losgelöstem Schlamm. Entsprechend sahen wir hinterher aus, vollkommen durchnässt und schlammverschmiert.

Mit dem Auto haben wir Orongo noch einmal aufgesucht, da beim ersten Besuch eine Zeremonie stattfand und wir nicht hinein konnten. Wir sind einmal komplett um die Insel gefahren und haben außer an den ganz bekannten Orten wie Rano Raraku, Ahu Tongariki und Puna Pau auch an vielen anderen uns empfohlenen Stellen angehalten. Dabei haben wir uns so viel Zeit genommen wie wir wollten, haben an schönen Punkten gepicknickt und alles auf uns wirken lassen. Empfehlenswert ist eine Rundtour im Uhrzeigersinn, wenn man nicht immer wieder auf die anderen Besuchergruppen treffen will. Sonntags sollte man unbedingt einmal am Gottesdienst teilnehmen. Diese Herzlichkeit, auch uns Fremden gegenüber, sowie der Gesang – ein tolles Erlebnis. Am letzten Tag wollten wir eigentlich gar keine Koffer packen. Aber nachdem wir beschlossen hatten, in zwei Jahren wiederzukommen, fiel uns der Abschied nicht ganz so schwer. Maururu.

Martina Keune hat einige Geschäfte und Gaststätten fotografiert

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