OSTERINSEL - Isla de Pascua - Rapa Nui

Rundfahrt mit dem Schweizer Josef W. Schmid

 

 


Moai “Hoa Haka Nana IA” (British Museum London)

 

INSEL & DORF

Der Name Osterinsel stammt vom holländischen Kapitän Jacob Roggeveen, der am Ostersonntag 1722 als erster Europäer die damals nur von Polynesiern bewohnte Insel entdeckte. Seit dem Jahre 1888 ist die Osterinsel chilenisches Staatsgebiet und wird offiziell Isla de Pascua genannt. Die Einheimischen bezeichnen ihre Insel Rapa Nui, was großer oder entfernter “Flecken” (Land) bedeutet. Rapa Nui ist weltbekannt wegen seiner riesigen Steinstatuen (Moai) und der als geheimnisvoll beschriebenen Vergangenheit. Die Vulkan-Insel, gebildet aus den drei Hauptvulkanen Poike, Rano Kau und Maunga Terevaka, gilt als der am weitesten von einem anderen bewohnten Ort entfernte “Flecken Land”. Ursprünglich von einer dichten Vegetation überzogen, zeigt sich die als Dreieck aus dem Südpazifik ragende Insel heute als grasbewachsene Hügellandschaft mit kleinen Waldungen. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Teile der Insel vorwiegend mit Eukalyptus wieder aufgeforstet. Die Landfläche misst 171 Quadratkilometer. Die höchste Erhebung, der Berg Maunga Terevaka, ragt knapp 510 Meter aus dem Meer. In Wirklichkeit ist er etwa 3.500 Meter hoch, 3.000 Meter befinden sich unter Wasser. Die relativ junge Insel ist vulkanischen Ursprungs. Bäche oder Flüsse gibt es nicht. In den drei größten Kratern bildeten sich Regenwasserseen. Der mit Totorabinsen bewachsene See im Vulkankrater Rano Kao, hat einen Durchmesser von mehr als 1.000 Metern. Das Trinkwasser wird aus dem porösen Inselboden in einen Tank gepumpt. Bis vor wenigen Jahrzehnten sammelten die Insulaner das in den Meeresbuchten austretende Grundwasser in Zisternen. Schützende Korallen-Riffe vor der Inselküste sind nicht vorhanden. Umso spektakulärer sind die unaufhörlich an die steil abfallenden Lavafelsen aufprallenden Wellen des Südpazifiks. An der Südspitze Rapa Nui’s ragen drei kleine Felseninseln bis 70 Meter aus dem Wasser. Seltene Meeresvögel besuchen sie alljährlich zum Brüten.

 


Rapa Nui aus Weltraumsicht

 

Hangaroa

Hauptort und einzige Siedlung auf der Insel ist das an der Westküste gelegene Dorf Hangaroa mit rund 4.000 Einwohnern. Fast alle Insulaner sind römisch-katholisch. 50 Prozent der Bevölkerung sind unter 20 Jahre alt, ein Drittel sind schulpflichtig. Hangaroa ist eine grüne Siedlung mit anmutigen, tropischen Gärten. Die wichtigsten Dorfstrassen sind gepflastert, die Strasse zur Nordküste ist asphaltiert. Die Küstenstrassen sind noch ohne festen Belag. Verwaltet wird Hangaroa von der Regionalregierung der V. Region (Valparaiso). Ein vom chilenischen Staatsoberhaupt ernannter Gouverneur und der von den Insulanern demokratisch gewählte Bürgermeister (Alcalde) mit fünf Gemeinderäten führen die Geschäfte Rapa Nui’s. Die Gemeinde (Municipalidad) allein beschäftigt rund 30 Personen, in der übrigen Inselverwaltung wie Einwohnerkontrolle, Grundbuchamt, Notariat, Gericht, Polizei (Carabinieros), Internationale Polizei (Investigación), Marine (Armada), Flugplatz, Spital und Schule sind weitere 300 Personen tätig. Amtssprache ist Spanisch (Castellano). Die Einheimischen sprechen Rapa Nui, einen polynesischen Dialekt. Nur wenige sprechen Englisch, Französisch oder Deutsch. Die einzige Einkommensquelle der Insulaner bietet der Tourismus. Hotels, Pensionen und Touragenturen beschäftigen je nach Besucherzahl mehr oder weniger Leute. Die meisten Insulaner verdienen ihr Auskommen mit mehreren vom Tourismus abhängigen Tätigkeiten wie Fischfang, Landwirtschaft, Kunsthandwerk, Bauwesen und diversen Dienstleistungen. Die „Rapanui” sind eine lebensfrohe, aufgeschlossene und selbstbewußte Gemeinschaft. Sie sehen sich als Polynesier, wirtschaftlich und politisch ist Rapa Nui jedoch „westlich” orientiert. Allgemein wird mehr Mitspracherecht in spezifischen Inselangelegenheiten gefordert, eine Unabhängigkeit von Chile ist jedoch für die meisten undenkbar.

 

Panorama der Osterinsel mit dem Dorf Hangaroa im Jahre 1914

Geographie & Entstehung

Die Osterinsel befindet sich im südöstlichen Teil des größten Weltmeeres, dem Pazifischen Ozean. Nach fünf Stunden Flug von Santiago de Chile auf dem südamerikanischen Kontinent, landet der moderne Linienjet exakt 109º26’ westlich von Greenwich und 27º09’30’’ südlich des Äquators, knapp unter dem Wendekreis des Steinbocks. Das ergibt eine Distanz zum Festland Chile von 3.765 km. Nach Tahiti in französisch Polynesien sind es noch mal sogar 4.239 Flugkilometer. Die nächste bewohnte Insel, Pitcairn mit nur 40 Einwohnern, liegt 2.250 km weiter westlich. Die geologische Geschichte der Osterinsel begann vor drei Millionen Jahren. 500 Kilometer östlich des Pazifikgrabens durchbrach flüssige Magma, die in 3.000 Meter unter dem Meeresspiegel liegende Nazcaplatte. Die gewaltigen Lavamassen erhoben sich bis 370 Meter über die weite Wasserfläche und formten zunächst eine 12 Quadratkilometer große Insel. Eine Million Jahre später erhob sich 25 Kilometer südwestlich ein zweiter Vulkan aus dem Pazifik und hinterließ nach einer gewaltigen Explosion einen 450 Meter tiefen Krater, der sich mit Regenwasser füllte. Nördlich bauten sich weitere Vulkane auf, der höchste bis 570 Meter über Meer. Lavaströme flossen in Richtung Süden und Osten und verbanden die beiden bestehenden Inseln zu einer dreieckigen, 171 Quadratkilometern großen Landfläche.

 

Rapa nui mit Krater Rano Kau

Auf der mineralienreichen Lava sprießte eine gemischte Pflanzenwelt heran. Sogar Palmen wuchsen auf dem kleinen Eiland. Während der letzten Eiszeit starben einige tropische Baum- und Pflanzenarten wieder ab. Gräser und Farne überwucherten die nur von Seevögeln bewohnte Insel. Kurz vor der Zeitenwende kam die Vulkantätigkeit zum Stillstand und der einsame „Flecken” Land bewegt sich heute langsam mit nur 2-15 Zentimeter pro Jahr, in Richtung Osten zum südamerikanischen Kontinent.

 

Geschichte

Vor 17.000 Jahren erreichte die Eiszeit ihren Höhepunkt. Als Folge der ansteigenden Temperaturen schmolz das zu Eis gebundene Wasser und große Teile der südostasiatischen Landmasse wurden überschwemmt. Um der Sintflut zu entkommen, flohen die dort ansässigen Austronesier zu fernen Inseln in West und Ost. Einige erreichten die Malediven und Madagaskar. Bewohner der nördlichen Insel Taiwan segelten Richtung Osten und erreichten die im Pazifischen Ozean gelegenen Inselgruppen Fiji, Tonga und Samoa. Die heutige Wissenschaft nennt sie Protopolynesier, die reichverzierte Keramiken (Lapita) herstellten. Während den folgenden 10.000 Jahren stieg der Meeresspiegel bis zu 100 Meter höher. Weitere Volksgruppen segelten mit Katamaranen (Doppelrumpfbooten) Richtung Pazifik. Sie nennen sich Maohi und ihr Entdeckungsdrang trieb sie bis zu den entlegenen Marquesas-Inseln. Als Meeresnomaden kochten sie nicht mehr in Töpfen auf offenem Feuer, sondern garten das Kochgut aus Fleisch, Fisch und Wurzelgemüse auf glühenden Lavasteinen in Erdgruben. Zu Ehren der wagemutigen Vorfahren erbauten sie riesige Megalith-Kultstätten. Für die Hauptführer wurden meterhohe Steinstatuen aus hartem Basalt geschlagen und aufgerichtet.

Überbevölkerung und Hungersnot zwangen viele Stämme, andere bewohnbare Inseln zu suchen. Ein Stammesführer (Ariki) namens Hotu Matua träumte von einer fernen Insel hinter dem Horizont. Sieben Kundschafter wurden ausgeschickt. Nach einer mehrwöchigen Fahrt in die vom König beschriebene Richtung entdeckten sie tatsächlich das unbewohnte Eiland. Mit einigen hundert Stammesmitgliedern segelte Ariki Hotu matua zum isoliertesten und einsamsten Flecken Erde und gibt ihm bei der glücklichen Landung kurz nach der Zeitenwende den Namen “Te Pito o te Henua”, Nabel der Welt.

Polynesische Katamarane

 

In den zahlreichen Buchten rund um die Insel sickert Grundwasser ins Meer. Also wurden die neuen Siedlungen entlang der Küste errichtet. Unzählige Höhlen und Grotten dienten als Wohnstätten. Im fruchtbaren Vulkanboden gediehen schnell die mitgebrachten Pflanzen wie Süsskartoffel, Taro, Zuckerrohr und Bananen. Die kleinen Nüsse der schon seit langer Zeit auf der Insel heimischen Palme waren ein willkommener Ersatz zur Kokosnuss. Die mitgebrachten Hühner und Ratten die einzigen Fleischspender. Hochseetüchtige Auslegerboote erlaubten das Fangen von großen Raubfischen. Das Land verteilte Ariki Hotu Matua unter seine Söhne und es entstanden verschiedene Stämme, regiert von aristokratischen Familien. Die Klasse der “Hanau eepe” unterschied sich mit ihrem korpulenten Körperbau von den schlanken “Hanau momoko”. Nach uralter Tradition durchbohrten sich einige Mitglieder der noblen Gesellschaft die Ohrläppchen und steckten aufgerollte Zuckerrohrblätter in die Öffnung. Das Loch vergrößerte sich bis die ausgedehnten Ohrlappen zu den Schultern hingen. Bei den zahlreichen Festen wurden verzierte Holzornamente in die Löcher gesteckt. Die arbeitende Bevölkerung mit ihrer dunklen, von der Sonne verbrannten Haut, unterschied sich von der aristokratischen Gesellschaft, die ihrer „noblen Blässe” mit dem monatelangen Einsperren der jungen Mädchen in dunklen Höhlen (Ana o Keke, Jungfrauenhöhle) Ausdruck verlieh.

 

 

 

Zu Ehren der Verstorbenen errichtete jede Familiengemeinschaft nahe der Küstenfelsen einen „Ahu”, eine rechteckige, zum Meer hin ansteigende Steinrampe. Aus nahen Lavabrocken entstanden die ersten Skulturen, die „Moai”. Augen aus polierter weißer Koralle, lose in ausgeschlagene Augenlöcher gelegt, wachten über die Dörfer. Die Toten wurden verbrannt, unsichtbar in hinter den Ahu’s eingerichteten Krematorien.

Fest 1868

Vor den Ahu’s entstanden großflächige, teilweise gepflasterte Versammlungsplätze. In unmittelbarer Nähe wurden behauene Steinquader in elliptischer Kreisform in die Erde eingegraben. In auf der Oberfläche gebohrte Löcher wurden Äste gesteckt, die man von beiden Seiten zu einem First zusammenband. Blätter und Gras bildeten eine wasserdichte Dachhaut. In den bootsförmigen “Hare Paenga” genannten Gemeinschaftshäusern, fanden die Menschen während den tagelangen Zeremonien Unterschlupf.

Hare Paenga

Die Bauwerke wurden immer aufwendiger. Tonnenschwere Basaltquader wurden von abgelegenen Steinbrüchen herangeschleppt. Im Südosten der Insel, am Kraterberg Rano Raraku, hat man ein leicht zu bearbeitendes Tuffgestein aus gepresster Vulkanasche entdeckt. Das relative weiche Material erlaubte den mit groben Steinfäusteln ausgerüsteten Bildhauern innerhalb weniger Wochen mehrere Meter lange Statuen aus den fast senkrecht aufsteigenden Felsen zu schlagen. Auf dem Rücken liegend und mit Seilen gesichert rutschten die bis zu 150 Tonnen schweren Kolosse den steilen Berghang hinunter. Am Fuße des Berges wurden sie in tiefen Gruben sicher abgestellt, anschließend in einem ihrer Breite entsprechenden Graben vornüber auf den Bauch gekippt und ganze Dorfgemeinschaften konnten ihre zukünftigen Standbilder in die bis zu den bis 25 km entfernten Siedlungen schleppen.

Moai aus dem Fels schlagen

 

 

 

Im westlichen Inselteil, beim Vulkanhügel Puna Pau, entstanden aus ockerfarbenem Schlackengestein runde Zylinder, die Pukao. Vor den Ahu’s liegend wurden die Statuen und der am Kopf festgebundene Pukao mit Holzstangen angehoben und herangeschafftes Geröll darunter zu einer Rampe aufgebaut. Langsam richteten sich die Standbilder auf und standen schlussendlich senkrecht auf einer dicken, flach darunterliegenden Steinplatte, die leuchtend roten Pukao’s in schwindelerregender Höhe thronend. Ganze Moaireihen blickten von der Küste in Richtung der Dörfer. Mehrere hundert Steinriesen warenm gleichzeitig in Bearbeitung oder auf dem mühsamen Transport. Weite Teile der Inselfläche mussten gerodet werden, um für die zahlreichen Arbeiter kalorienreiche Nahrungmittel zu pflanzen. Ein plötzlicher Klimawechsel verursachte mehrjährige Missernten. Regenfälle schwemmten den fruchtbaren Humus ins Meer. Die mächtig gewordenen Ariki’s, angeblich mit Mana (übernatürliche Kräfte) regierend, wurden für das Unheil verantwortlich gemacht. In der Moai-Werkstatt am Rano Raraku herrschte plötzlich geheimnisvolle Ruhe. Eine 20 Meter lange Statue war fast fertiggestellt, nur der Rücken klebte noch am steilen Felsen. Dutzende auf Holzschlitten liegende Kolosse blieben auf den Transportwegen stehen. Am Krater Puna Pau warteten über 40, bis zu 20 Tonnen schwere Pukao’s auf den Abtransport. Die vielen Dorfgemeinschaften verteidigten mehr und mehr ihre Küstenabschnitte und um die wenigen verbliebenen Anbauflächen wurde gestritten. Aus glashartem Obsidiangestein entstanden scharfkantige Lanzen. Die zahlreichen, traditionellen Stammesgebiete zerfielen und zwei rivalisierende Gruppen beherrschten Ost und West. Priester und Schamanen versprachen Besserung. Sie huldigten dem Schöpfergott Makemake. Hühner, Fische, Süßkartoffeln und Rindenbaststoffe wurden zu seiner Verehrung geopfert.
 

Sogar Kinder verlieren ihr Leben, um den Fruchtbarkeitsgott gütig zu stimmen. Zur Brutzeit der Seevögel auf den vorgelagerten Felseninseln Motunui, Motuiti und Motukaokao, zogen zahlreiche Gefolgsleute der mächtig gewordenen Priester zum im Südteil der Insel gelegenen Vulkankrater Rano Kao. Jährlich versammelten sie sich beim Zeremonialplatz Orongo auf der 300 Meter ins Meer abstürzenden Kraterkante. Ausgewählte Mitglieder der verschiedenen Familiengemeinschaften schickten trainierte Knaben, sogenannte Hopu manu, zu den über einen Kilometer entfernten Motus. In einem riskanten und lebensgefährlichen Wettkampf mussten sie die steilen Küstenfelsen hinunterklettern und zu den Felseninseln mit den Brutplätzen schwimmen. Entdeckte einer der Wettstreiter das erste Vogelei der auf Motunui brütenden Rußseeschwalbe, wurde das Ereignis zum nahen Motukaokao verkündet und vom hohen Felsen erreichte die Botschaft Orongo. Der Sieger überreichte seinem Auftraggeber, dem neugewählten Tangata Manu (Vogelmann), das unbeschädigte Ei und ein volles Jahr herrscht dieser zusammen mit seinem Stamm, über die Insel.

 

 

5.April 1722, Ostersonntag

 

Schiffe aus einer unbekannten Welt erreichen die Südsee. Die Fremden, weißhäutige Europäer, wurden wie Götter empfangen. Die Ankömmlinge führten unbekannte Güter mit sich: Eisenäxte, Nägel, scharf geschliffene Messer, reich verzierte Uniformen aus gewobenen Stoffen und donnernde Kanonen. Kaum den Inselboden betreten, schossen die vermeintlichen Gottheiten mehrere Insulaner tot. Erst ein halbes Jahrhundert später, im Jahre 1770, wagte eine spanische Expedition unter der Leitung des Kommandanten Felipe González eine weitere Erkundung der Osterinsel. Kanonenkugeln donnerten an den Vulkanfelsen Parehe auf der Halbinsel Poike. Mitreisende Priester steckten Holzkreuze in die Erde. Auf einem Fetzen Papier bestätigten Stammeshäuptlinge mit malerischen Zeichen die Zugehörigkeit zur spanischen Krone. Die Osterinsel hieß nun Isla San Carlos. 1774, nur vier Jahre später, erreichte die englische Expedition unter Kapitän James Cook die Insel. Die mitfahrenden Wissenschafter Forster, Vater Reinhold und Sohn Georg, erkundeten das inzwischen baumlose Eiland auf ausgedehnten Wanderungen. Frauen waren nur vereinzelt zu sehen. Die Zugang zu den vielen Höhlen und Grotten wurde von den Männern strengstens verwehrt. Viele Statuen lagen vornübergestürzt und zerbrochen auf den Ahu-Altären. Angebliche Stammesführer wurden nur wenig respektiert. Die Gemeinschaftshäuser in unmittelbarer Nähe der Monumente fanden sie unbewohnt vor. Land und Leute hinterliessen einen verkommenen Eindruck. Die „Isla San Carlos” wurde in „Vaihu Island” umgetauft. 1786 ankerten zwei Schiffe unter der Führung des französischen Kapitäns La Pérouse. Samen und Schafe wurden den Insulanern übergeben.

1838, Insulaner tanzend auf einem europäischen Schiff

Um die Jahrhundertwende zeigten sich die angeblich weißen Götter wieder als respektlose Barbaren. Amerikanische Walfischfänger entführten mehrere Insulaner unter Waffengewalt. In verbunkerten Höhlen versuchten die Überlebenden, sich zu verstecken. Bis zum Jahre 1862 wurden über 2000 Menschen gewaltsam entführt und auf dem Sklavenmarkt in Peru verkauft. Nach internationalen Protesten kehrte eine kleine Gruppe mit dem französischen Missionar Eugène Eyraud über Tahiti zurück. An den eingeschleppten Krankheiten starben monatlich mehrere Dutzend der wenigen verbliebenen Menschen. 1868 ernennt sich ein skrupelloser französischer Farmer als neuer Inselkönig. Nach heftigen Auseinandersetzungen verlassen 470 Insulaner mit den anwesenden Missionaren die unglückliche Insel Richtung Tahiti. 111 Leute blieben zurück. 1888 kauft der chilenische Kommandant Policarpo Toro von der katholischen Mission in Tahiti die verwahrloste Insel.

 

Das von da ab Isla de Pascua genannte Eiland wurde an eine irische “Compañia Explotadora” vermietet, das gesamte Inselgebiet für die Schafzucht genutzt. Die Bewohner siedeln sich in der späteren Dorfzone Hanga roa an. Leprakranke wurden in einem Leprosarium isoliert. 1914 führte die Engländerin Katherine Routledge während 14 Monaten umfangreiche ethnologische und archäologische Studien durch. 1935 wurden Teile der Insel zum Nationalpark erklärt. Ab Ende 1937 missionierte und forschte der deutsche Kapuzinerpater Sebastian Englert unermüdlich auf der von der Außenwelt isolierten Insel. Er starb am 8. Januar 1969. Klosterfrauen betreuten die Leprakranken und versuchten einen regelmäßigen Schulunterricht einzuführen. 1951 landete das erste Flugzeug auf einer in Dorfnähe hergerichteten Piste. 1953 übernimmt die chilenische Marine die Inselverwaltung. Mit einem nächtlichen Ausgehverbot sollen die Dorfbewohner diszipliniert werden. Mehrere Fluchtversuche verzweifelter junger Männer in kleinen Fischerbooten enden auf über 4.000 Kilometer entfernten Inseln. 1955 ankerte Thor Heyerdahl mit der Kon Tiki Expedition in der Anakena Bucht. Mit Hilfe einer Gruppe Insulaner wird der erste Moai wieder aufgerichtet. Das Buch Aku Aku wurde ein Bestseller und machte die Osterinsel weltberühmt.

Die erste Statue wird wieder aufgestellt

1964 protestierte eine Gruppe junger, in Chile ausgebildeter Lehrer, in einem an den Staatspräsidenten verfassten Brief gegen die unwürdigen Lebensverhältnisse der Insulaner. Ein im Jahre 1966 Inkraft getretenes Gesetz garantierte den Osterinsulanern die gleichen Rechte wie den chilenischen Bewohnern auf dem Festland. Ein Einheimischer wurde erster Bürgermeister. Amerikaner bauten eine befestigte Landebahn. Wasserversorgung, elektrischer Strom, Krankenhaus, ein neues Schulgebäude und die erste Touristenunterkunft entstanden. In einer gigantischen Hollywoodverfilmung repräsentieren die Insulaner im Jahre 1993 als Statisten ihre Vorfahren. 1995 wird der Nationalpark Rapa nui in das Inventar der UNESCO „Weltkulturgüter der Menschheit” aufgenommen. 1997 flimmerte direktes Fernsehen via Satellit in die Inselstuben. Zahlreiche Touristen besuchen heute die Osterinsel. Chile investiert über eine Million US.Dollar jährlich in eine bessere Infrastruktur. In der Dorfschule erhalten Kinder Fremdsprachen- und Computerunterricht. Rapa Nui ist via Internet mit der ganzen Welt verbunden.

 

Archäologie der Moai

Rätselhafte Steinriesen, mysteriöse Götterdarstellungen... Das sind nur einige der vielen Interpretationen für die kolossalen Statuen auf Rapa Nui. Vielfach wurde den Besuchern im 18. und 19. Jahrhundert bezüglich der Moai, das Wort Ariki genannt. Ariki bedeutet Häuptling oder König. Die Osterinsel-Statuen hatten alle einen Namen. Heute sind nur noch wenige bekannt. Ko te Riku, Paro, Piro Piro, Hiave, etc. Aus den Standbildern strömt angeblich Mana, die Führungskraft der toten Oberhäupter. Es sind Ruhestätten der verstorbenen Stammesführer. Auf der kleinen Osterinsel sind gegen tausend Statuen in verschieden Größen und Formen bekannt. Aufsehen erregen aber nur die Giganten, der Größte von ihnen misst 20.65 Meter und wird auf 250 Tonnen Gewicht geschätzt. Er liegt noch mit dem Fels verbunden am Außenhang des Kraters Rano Raraku. In unmittelbarer Nähe liegen weitere 397 angefangene, fast fertig bearbeitete oder für den Abtransport bereitgestellte Steinkolosse. Das Gelände war übersät mit liegen gelassenen Basalt-Steinfäusteln, mit denen die Bildhauer dem weichen Aschentuff die einer Büste ähnlichen Form abrangen. Angedeutete Ohrpflöcke in den offenen Ohrlappen und überlange Finger unter dem Bauchnabel angelegt, verleihen den Moai einen unverwechselbaren, aristokratischen Ausdruck. Am Bergfuss stecken rund 70 in Transportrichtung blickende Statuen, bis zur Brust eingegraben in vorbereiteten Gruben. Die Statue Nr.15, nach einer Legende den Kriegsführer Hiave darstellend, misst 12,40 Meter, rund die Hälfte ragt über den Erdboden. Warum die Osterinsulaner immer grössere Statuen produzierten, ist nicht bekannt. Heute stehen zahlreiche Statuen wieder auf ihrem ursprünglichen Standort.

Moai-Werkstatt

Ahu ist der Begriff für die architektonischen Steinplattformen auf Rapa Nui. Sie dienten im Allgemeinen als Basis der kolossalen Steinstatuen. Es handelt sich um enorme, rampenförmige Steinaufschichtungen entlang der Küste, mit meterhohen Stützmauern zur See gerichtet.

 

 

Nur wenige Ahu stehen im Inselinnern. Alle sind Bestandteil eines Zeremonialkomplexes, der ausschließlich dem Ahnen- und Totenkult gewidmet war. Den Monumenten der prähistorischen Vergangenheit, 5. bis 18. Jahrhundert n.Chr., ist ein Krematorium für die Leichenverbrennung zugeordnet. Die historischen Bauwerke erhielten Grabkammern. Die letzten Ahu’s erstanden noch im ausgehenden 19. Jahrhundert. Archäologen unterscheiden fünf Typen von Ahu. (A) Plattform Ahu, (B) Image Ahu, (C) Halbpyramiden Ahu, (D) Kanu Ahu, (E) Keil Ahu. Die ersten Ahu entstanden schon kurz nach der Besiedelung im 5. Jahrhundert. Später wurden sie erweitert und modifiziert. Ab etwa 1000 n.Chr. wurden die ersten Kolossalstatuen aufgerichtet und es entstanden die sogenannten Image-Ahu (B). Je grösser sich eine einzelne Siedlung entwickelte, um so bedeutender war die dazugehörige Kultstätte. Mit fortgeschrittenen Bautechniken und verfeinerten Steinbearbeitungsmethoden evolutionierte auch die Architektur. So weisen die frühen Ahu hochgestellte, dürftig bearbeitete Steinblöcke als Stützmauer auf. Später kamen mehrere auf der Sichtfläche fein polierte und zum Teil konvexgeformte Steinplatten horizontal geschichtet übereinander. Ihr Aussehen hat den norwegischen Forscher Thor Heyerdahl zu einer Besiedelungstheorie aus den Inkagebieten Südamerikas verleitet.

Der Zerfall der homogenen Inselgesellschaft im 17. und 18. Jahrhundert hatte auch eine bedeutende Veränderung der Bauorganisation zur Folge. Über die bestehenden Gebäude wurden rohe Lavasteine zu einer Halbpyramide (C) aufgetürmt. Statuen wurden nicht mehr aufgerichtet. Mit der Entdeckung der Osterinsel durch die ersten Europäer anfangs des 18. Jahrhunderts erhielten die Totenkultmonumente (D) die Form eines Schiffes. Über die schmalen und keilförmigen (E), zur See gerichteten Steinrampen ist wenig bekannt. Der Schweizer Erich von Däniken interpretiert sie als Abschussrampen der außerirdischen Südsee-Besucher. Auf den immensen Plattformen-Ahu (A+B) standen die kolossalsten Moai. Während den periodischen Umbauarbeiten wurden sie gestürzt und das Bruchmaterial in das neue, größere Bauvolumen eingefüllt. Zum Teil sind Statuenköpfe oder Körperteile in die neuen Stützmauern integriert worden. Unter den letzten umgestürzten Moai, die heute flach mit dem Gesicht zum Boden vor den Ahu liegen, sind in den entstanden Freiräumen Gräber eingerichtet worden. Viele ältere Osterinsulaner erinnern sich noch der Begrabenen und respektieren die Kultplätze. Bei archäologischen Ausgrabungen und Restaurierungsarbeiten wird der Dorfpfarrer eingeladen und eine Messe zelebriert. Ein anschließender Umu, Erdofen, soll die Geister versöhnlich stimmen. Heute sind 12 Ahu restauriert zu bewundern. Die meistbesuchten sind Ahu Tongariki mit 15 Statuen, Ahu Ahu Nau Nau mit fünf Statuen, Ahu Ature Huke mit einer Statue, Ahu Akivi mit sieben Statuen, Ahu Huri a Urenga mit einer Statue und der Sektor Tahai mit sechs Statuen. Die ältesten Datierungen gehen ins 5. Jahrhundert (±200 Jahre) zurück. Die ersten Siedlungsplätze entstanden wahrscheinlich am Strand von Anakena an der Nordküste, und beim Zeremonialzentrum Tahai an der Westküste.

 

Rongo Rongo

1864 beschrieb der Missionar Eugène Eyraud erstmals längliche, rechteckige Holztafeln, die fast in jedem Haus der Insulaner streng gehütet aufbewahrt würden. 1868 gelangte eine mit 16 Meter geflochtenem Frauenhaar umwickelte Kohau Rongo Rongo (Holzbrett mit Schriftzeichen) nach Tahiti. Der dortige Bischof Jaussen entdeckte unter der Haarschnur fremdartige, linienförmig eingeritzte Zeichen: Fische, Palmen, Schildkröten, Menschen, grafische und phallische Symbole. Viele Forscher zerbrachen sich den Kopf über die noch immer unentzifferte Schrift. Rongo Rongo aber bleibt weiterhin ein Mysterium. Gemäß den umfangreichen Forschungen des Deutschen Schriftgelehrten Thomas Bartel war das Einritzen aneinander gereihter Symbole auf Holztafeln auch auf anderen polynesischen Inseln Tradition. Gemäß Überlieferungen sind mit den Erstbesiedlern und dem Anführer Hotu matua 67 Schrifttafeln nach Rapa Nui gelangt. Bei jährlich veranstalteten Zeremonien am Strand Anakena, sollen eingeweihte Geschichtenerzähler, sogenannte Tangata Rongo Rongo, die eingeritzten Texte rezitiert haben. 1882 erklärten die Insulaner dem Deutschen Kapitän Geisseler, dass es sich um verschiedenartige, geschichtliche Aufzeichnungen handele. Ein unter dem Nabel tätowiertes Zeichen verheirateter Männer war auch auf einer der zwei letzten auf der Insel verbliebenen Schrifttafel wiederholt zu erkennen. Niemand war jedoch in der Lage, die Texte zu übersetzten.

 

Heute sind 21 Kohau Rongo Rongo in verschiedenen Museen über den ganzen Globus verteilt. Auf der Osterinsel ist kein einziges Original geblieben. Die grösste Schrifttafel, die sogenannte „Tahua”, zählt 1825 Symbole und misst 91 x 11.5 x 2.16 cm. Ein 126 x 6.5cm langer, runder Holzstab zählt 2300 Zeichen.

Rongo Rongo Zeichen

Exkursionen

Das Dorf entdecken

Hangaroa ist kein hektischer Ort. Der Tagesablauf findet in gemächlichem Schritttempo statt. Ein einstimmender Spaziergang der Hauptstrasse Hangaroa’s entlang offenbart die den Insulanern eigene Lebensphilosophie. In der Dorfmitte befindet sich die Markthalle mit einem bescheidenen Angebot an Gemüse, Früchten und Fisch. Schon frühmorgens braten Fleischspießchen über einem selbst gebasteltem Grill und an der Kaffeebar sind schmackhafte Teigtaschen mit Fisch erhältlich. Beliebt bei den Einheimischen sind auch frittierte, runde Teigfladen (“Sopaipia”) mit leckerer Guavenkonfitüre. Hunderte kleiner Souvenir-Moai’s, ausnahmslos handgemacht, warten geduldig auf Kundschaft. Nur ein paar Schritte die Strasse hinunter sind es bis zum Meer, dort stehen ebenso bedächtig und stumm ihre gigantischen Vorbilder. Inseleinwärts gerichtet überschauen sie das Fußballfeld und das kleine Verwaltungszentrum mit Gouverneursgebäude, Bank, Gericht, Touristenbüro SERNATUR und das von der Europäischen Union gestiftete Kulturzentrum. Am kleinen Fischerhafen angelangt, zweigt die Strasse Te Pito o te Henua (Der Nabel der Welt) nach rechts ab und endet bei der katholischen Kirche, gut zu erblicken von der Plaza Hotu Matua. An der Einfahrt zum Fischerhafen steht Gill’s eigenhändig erbautes Restaurant "Taverne du Pêcheur". Weiter der Küstenstrasse entlang, 700 Meter in nördlicher Richtung bei Tahai, thront eine ganze Schar Statuen. Auf halber Distanz stehen auf einer Anhöhe die einfachen Grabsteine und Kreuze des Inselfriedhofes. Durchs Jahr bescheiden wirkend, leuchten zu Allerheiligen hunderte Kerzenlichter in einem Meer weißer Lilien über den Gräbern. Tahai ist der informativste archäologische Sektor auf Rapa Nui. Die rund 2000 Tonnen Gestein der drei Ahu-Plattformen sind 1967 unter der Leitung des amerikanischen Archäologen und Professors William Mulloy wieder aufgebaut worden. Schon aus entfernter Distanz leuchten die aus weißer Koralle eingelegten Augen der Statue Ko te Riku. Sie ist die einzige “Sehende” auf der Insel. An allen anderen Moai sind nur die dunklen Augenhöhlen erkenntlich. Ko te Riku steht 4,75 Meter groß und mit 20 Tonnen Gewicht auf einem 20 x 4 Meter messenden Ahu. Auf dem Kopf thront ein tonnenschwerer, rot schimmernder Pukao. Der eben Vorplatz ist zum Teil mit geglätteten Lavasteinen gepflastert. Der Moai auf der mittleren Plattform, dem Ahu Tahai, ist sehr erodiert. Details am Gesicht und Hände sind kaum mehr erkenntlich.
 

 

Eine anschließende, mit flachen Steinen ausgelegte, Bootsrampe führt in leichtem Gefälle zum Meer. Vor der Abschlussmauer fließt bei Ebbe Grundwasser aus dem Inselboden. Während längeren Trockenperioden trinken Pferde hier das Süßwasser. Auf der dritten Plattform Ahu Vai uri steht eine ganze Gruppe Statuen aus unterschiedlichen Epochen. 50 Meter inseleinwärts auf einer ebenen Anhöhe sind aneinandergereihte, behauene Basaltquader in länglicher Ovalform im Boden eingegraben. Sie bilden das Fundament eines kanuähnlichen Gemeinschaftshauses, in der Sprache der Rapanui „Hare paenga” genannt. Die Bedeutung der im Zentrum der Gesamtanlage befindlichen „Festung“ ist nicht bekannt. Richtung Dorf steht ein Gedenkstein aus gelbbraunem Aschentuff, umsäumt mit Steinbänken. Die angebrachte Schrifttafel erinnert an die unermüdlichen Restaurierungsarbeiten des amerikanischen Archäologen William Mulloy. Ein paar hundert Meter weiter nördlich steht die bis heute einzige konservierte Statue auf dem Ahu Kio’e. 1986 flossen 370 Kilogramm Steinfestiger der Wacker-Chemie in den mit Watte und Plastik verpackten, 4,90 Meter großen Moai. Das erhöhte Küstengelände im Rücken der Statue, Cook’s-Point, ermöglicht einen weiten Blick über den Westteil der Insel. Die weiterführende Küstenstrasse geht an verschieden Höhlen vorbei bis zum Ahu Te Peu und biegt dann inseleinwärts ab zu den riesigen Lavagrotten Ana Te Pahu und zum Ahu Akivi mit seinen sieben Statuen. Diese Exkursion ist geeignet als Ganztageswanderung. Mit dem Fahrzeug kann in einer zwei- bis dreistündigen Rundfahrt auch noch Puna Pau mit dem Steinbruch der Pukao’s absolviert werden. Von Hanga Kio’e geht die ansteigende Landstrasse direkt zum Antropologischen Museum Padre Sebastian Englert. Die 2 US.$ Eintritt können am Eingang zur Museumshalle bezahlt werden. Öffnungszeiten Di - Sa 9:30 - 12:30, 14 -17:30 und So 9:30 – 12:30, montags ist das Museum geschlossen. Leider sind nur wenige originale Artefakte zu sehen. Trotzdem vermittelt die Ausstellung viel an Information zur Geschichte Rapa Nui’s. Das Prunkstück ist ein 1978 ausgegrabenes, fast komplettes Korallenauge einer Statue.

Im Dorf selbst bleibt nur die Kirche mit den eindrücklichen von Insulanern geschnitzten Holzstatuen und der neugebaute “Mercado” der Stein- und Holzschnitzer zur Besichtigung empfehlenswert.

Ahu Akivi

Sieben gleichgroße, einander ähnliche Moai blicken als einzige der Osterinsel-Statuen zum Meer. So macht es den Anschein auf den ersten flüchtigen Blick. Die Legende erzählt von sieben Kundschaftern, die Ariki Hotu Matua’a übers Meer schickte, um nach Rapa nui Ausschau zu halten. Ahu Akivi ist erstanden als Ehrendenkmal der sieben waghalsigen Naviganten. Aber müssen Verehrte weit weg von der Küste auf’s Meer schauen? Wie bei allen Kultstätten der Osterinsel, befindet sich unweit in Blickrichtung der Statuen eine ehemalige Siedlung. Ein kilometerlanges Lavagrottenlabyrinth zieht sich über die weite Ebene. Als eine der wenigen Stellen im Inselinnern mit ausreichenden Trinkwasserreserven, war es die einzige Ausweichstelle für neue Dörfer. Archäologische Ausgrabungen und Datierungen ergeben ein Baudatum um 1460 n.Chr. Zu dieser Zeit war das gesamte Küstengebiet besiedelt. Vereinzelte Beobachter sehen in der Kultanlage eine Art Sonnen-Observatorium. Die Blickrichtung der sieben Moai zeigt fast exakt zur Frühlings-Sonnenwende.

 

Andere haben ausgerechnet, dass zur Bauzeit des Monumentes an gleicher Stelle die Sternengruppe der Pleyaden, das bekannte Sieben-Gestirn am Horizont verschwand. Restauriert wurde der Ahu Akivi 1960. Bei den Ausgrabungen kam ein enormer Monolith aus der Ahu-Steinfüllung ans Tageslicht, ähnlich der Steinsetzungen in Zentralpolynesien. Aber auch mehrere Dutzend kleinere Steinfigürchen wurden gefunden. Sogar runde Tuff- und Obsidianscheiben, die jedoch erst 1970 als Pupillen der ehemaligen Augen gedeutet werden konnten. Ahu Akivi ist gut zu Fuss vom Dorf Hanga roa aus zu erwandern. Der beste Zeitpunkt für ideale Fotos ist nach dem Überschreiten der Sonne des Zenits.

Ahu Akivi

 

Die Steinhäuser von Orongo und der Rano Kao

Südlich des Dorfes liegt der 324 Meter hohe Vulkan-Krater Rano Kao. Die ungepflasterte Strasse umgeht das westliche Ende der Landebahn und führt leicht ansteigend durch bewaldetes Gebiet, vorwiegend Eukalyptus und Guavensträucher, zum Kraterrand. Auf der Anhöhe ist das gesamte Inselgebiet überblickbar. Im Osten die Halbinsel Poike mit dem davor aus der Ebene herausragenden Krater Rano Raraku, im Norden der Vulkan Maunga Terevaka, mit 507 Meter über dem Meeresspiegel die höchste Inselerhebung. Das Dorf erscheint als Gartensiedlung mit viel Grün. Mit etwas Glück ist ein landendes oder startendes Flugzeug zu beobachten. An der flach weiterführenden Strasse ist der Aussichtspunkt mit „Mirador“ bezeichnet, der den Blick zum 170 Meter tiefer liegenden Kratersee freigibt. Die einen Kilometer im Durchmesser messende Wasserfläche ist zum größten Teil mit schwimmenden Totora-Binsen (Scirpus riparius) bewachsen. An den steilen Kraterabhängen gedeihen Avocado, Mango, Kaffee, Wein und andere eingeführte Pflanzen. Die ursprüngliche Vegetation ist praktisch total ausgerottet. Versuche den endemischen Baum Toromiro (Sophora toromiro) wieder anzusiedeln sind bisher nicht geglückt. Nur wenige Exemplare des Mahutestrauches (Broussonetia papyrifera) überlebten. Dessen Rindenbast diente einst als Grundmaterial für die Bekleidung der Insulaner zu Festlichkeiten. Am Strassenende, dem südlichsten Punkt Rapa Nui’s, wird von der Nationalparkverwaltung CONAF Eintritt verlangt, um das Steindorf im Zeremoniegelände Orongo zu besichtigen. 53 kleine, ovalförmige Steinhäuser mit engen Eingängen, dienten den Teilnehmern während den legendären Tangata Manu-Zeremonien als Unterschlupf. Hier starteten die Hopu Manu, die Wettkämpfer, alljährlich zum Wettstreit um das erste Vogelei auf den vorgelagerten Felseninseln.

 

Missionare beobachteten 1876 zum letzten Mal die Fruchtbarkeitsriten zu Ehren des Schöpfergottes Makemake. Am östlichen Ende der Häuserreihe sind die Vogelmannzeichen und die maskenähnlichen Gesichter des Makemake-Gottes auf einer natürlichen Steinformation eingeschlagen ersichtlich.

Die eindrückliche Szenerie auf dem schmalen Grat zwischen Vulkankrater und unendlichem Meer war Schauplatz für den von Kevin Costner 1993 gedrehten Etnomovie “Rapa nui”. Auf dem Rückweg zum Dorf, kurz nach der Talsenke am Bergfuß des Rano Kao, ist auf der Küstenseite die “Menschenfresserhöhle” Ana Kai Tangata zur Besichtigung zu empfehlen. Zu der in einer kleinen Bucht versteckten Lavagrotte führen Steinstufen. An der Decke der Grotte sind noch wenige Reste einst ritueller Malereien zu erkennen. Es handelt sich um Vogelmotive, in Weiß und Ockerfarbe aufgetragen. Die anrollenden, gewaltigen Pazifikwellen lassen die Gedanken über den letzten, angeblich vor hundert Jahren stattgefundenen Menschenfleischschmaus schnell verfliegen.

Vulkankrater Rano Kao mit See

 

Inselrundfahrt

Ein idealer und interessanter Start der rund 60 km langen Rundfahrt ist das am östlichen Ende der Start- und Landebahn gelegene Vinapu. Prähistorik und Moderne sind nah beieinander präsent. Die Strasse führt vom Dorf bis zur Südküste der ganzen nördlichen Länge (3353 Meter) der als Notlandebahn für den Spaceshuttle 1984 verlängerten Piste entlang. Am Pistenende umfährt sie die enorme Erdaufschüttung an den sieben Brennstofftanks vorbei bis zum Wegweiser „Vinapu, Ahu Tahiri” auf der Anhöhe. Hier grasen seit wenigen Jahren wieder eingeführte Schafe und Ziegen. Nach der Kehrtwendung endet der holprige Feldweg direkt vor dem Ahu Tahri mit sechs auf der Nase liegenden Statuen. An dieser Stelle machten die Mitglieder der von Thor Heyerdahl angeführten Kon-Tiki-Expedition 1955/56 umfangreiche Ausgrabungen. Zu Spekulationen über eine mögliche Einwanderung aus den ehemaligen Inkagebieten verleitet die meerseitige Stützmauer mit den exakt zusammengefügten und fein polierten Basaltquadern. Deren äußere Erscheinung lässt auf die Schnelle einen Zusammenhang zu den bekannten Baukünsten der Inkas zu. Die seriöse Archäologie fand jedoch bis zum heutigen Zeitpunkt keine Beweise zu einer angeblichen Einwanderung südamerikanischer Stämme. Der größte Stein in der 2,80 Meter hohen Mauer wiegt um die sieben Tonnen. Das Baudatum wurde auf 1228 bestimmt. Unter den drei Statuen im Südteil der Zeremonialplattform wurde im Verlaufe des letzten Jahrhunderts eine Grabkammer eingerichtet.

 

 

Ahu Tahiri

100 Meter südlich steht der Ahu Vinapu. Sein Baudatum wird auf 370 Jahre früher verlegt und ist dementsprechend ein Bauwerk aus der Frühphase der Plattformenarchitektur. Die Mauerblöcke sind nur roh bearbeitet und vertikal nebeneinander gereiht. Eine noch einfachere und nicht so entwickelte Baukonstruktion wie beim Ahu Tahiri. Inseleinwärts vor dem Ahu steht eine Stele aus ockerfarbenem Tuff. Nach einer Skizze aus dem Jahre 1886 hatte sie damals noch zwei Köpfe. Sie wird zu späteren Statuenformen gerechnet, da noch im Verlaufe des vergangenen Jahrhunderts Zeremonien an dem Ort beobachtet wurden. Um der Südküste zu folgen, muss das kurze Wegstück bis zum Landebahnende zurückgefahren werden. In den Tanks des Brennstoffdepots lagert Benzin für die Flugzeuge und Diesel für die Generatoren die seit Ende der 60er Jahre elektrischen Strom produzieren. Ein- bis zweimal jährlich werden sie über eine Pipeline, die ins Meer führt, aufgefüllt. Kurz danach lohnt sich ein kurzer Stopp um den über 20 Kilometer messenden Küstenabschnitt zu überblicken. Unaufhaltsam rollen die Wellen des Pazifiks gegen die schroffen Lavafelsen. Mehrere kleinere Ahu-Ruinen mit vornübergekippten Statuen folgen in kurzen Abständen.

 

Südküste

Bei Vaihu trifft der Weg mit der Küstenhauptstrasse zusammen. Ein älteres Steingebäude neben einem kleinen Hafen markiert die Bucht Vaihu. 1774 nannte die englische Cook-Expedition die von den Spaniern getaufte Isla San Carlos auf Vaihu-Island um. Auf beiden Seiten der Bucht stehen große Zeremonialplattformen. Der Ahu Hanga Tee ist besser erhalten, eine ganze Statuenreihe liegt am Boden. Am Wasser ein großer Pukao mit gut sichtbaren Petroglyphen (Steinritzungen). Auf halber Distanz der Südküste ist der Ahu Akahanga eine Besichtigung wert. Unmittelbar vor dem Parkplatz stecken die bearbeiteten Steinfundamente mehrerer “Bootshäuser” in ovaler Form aneinandergereiht in der Erde. Der Ahu Akahanga besteht aus sechs übereinandergebauten Konstruktionen. Die mindestens 22 Moai liegen nach allen Seiten gestürzt oder als Bauteil in den Mauern eingefügt. Möglicherweise standen einst 17 Statuen nebeneinander. Ein Band aus roter Vulkanschlacke markiert die obere Steinplattenreihe der ansteigenden, doppelstufigen Rampe.
 

Unter den davorliegenden Pukao’s befinden sich Grabkammern. Ein paar Meter westlich, direkt unter der Strasse, liegt ein einzelner Moai seitlich über eine Steinrampe. Diese Statue weist keine typischen Augenlöcher auf. Höchstwahrscheinlich rutschte sie beim Aufrichten auf den davor befindlichen Ahu seitlich weg und blieb dort liegen.

Wenige Kilometer weiter, in einer flachen Talsenke steht der Ahu Tetenga. Ein rechteckiger, flacher Steinhaufen mit wenigen, zerbrochenen Statuen. Das Bauwerk wurde nicht fertiggestellt, obwohl hier einer der größten Statuenkolosse außerhalb der Moai-Werkstatt liegt. 200 Meter landeinwärts liegen zwei Statuen hintereinander auf dem ehemaligen Transportweg. Vom Ahu Tetenga führt die Fahrstrasse auf eine Anhöhe und gibt den Blick frei zu den Felsen des Rano Raraku. Neben der Strasse ist ein weiterer Koloss auf dem Bauch liegend in Transportposition nicht zu übersehen.

 

Statuenwerkstatt.

Auf der Weiterfahrt entlang der Küstenstraße zweigt die Zufahrt beim Wegweiser “Rano Raraku” links ab. Schon aus Distanz sind rund 70 Statuenköpfe am Bergfuß zu erkennen. Beim Parkgelände befindet sich eine Orientierungstafel mit den hauptsächlichen Erklärungen und Standorten der wichtigsten Statuen. Für die Besichtigung sollten ein bis zwei Stunden eingeplant werden. Ein mit Steinen ausgelegter Weg führt hangwärts zum weltweit spektakulärsten Steinbruch mit annähernd 400 bis 250 Tonnen schweren und über 20 Meter langen Statuen. Im höher gelegenen felsigen Teil liegen die Statuen die in Bearbeitung waren. Am Bergfuß stecken die fertig gestellten Kolosse in tiefen Gruben, zum Abtransport bereit. Dazwischen am steilen Hang liegen einige Exemplare die auf dem Rücken heruntergerutscht kamen. Im flachen Gelände liegen sie auf dem Bauch, in Transportposition. Mehrere Pfade führen zu den verschiedenen Stellen. Sicherheitshalber ist es empfehlenswert, den gepflasterten Weg zu benützen. Nach der Statue “Piro Piro”, auf einer danebenliegenden Steinplatte mit der Nº14 bezeichnet, geht ein schmaler Weg weiter zu einer in den Fels gehauenen Treppe, die zum Kraterrand führt.

 

Die leichte Besteigung lohnt sich, denn der Ausblick auf den runden Kratersee und weiteren 117 Statuen ist einmalig. Aus dem nur wenige Meter tiefen Wasser ziehen ab und zu Wissenschafter die Vergangenheit der Osterinsel mit Bohrstangen aus dem Seegrund. Im Labor ist mit der sogenannten Pollenanalyse viel Licht auf die bis unlängst dunkle Geschichte Rapa nui’s gekommen.

Westlich führt beim ehemaligen Ausfluss des See’s befindet sich ein Durchgang zur Außenseite des Kraters. Zwei Moai sind dort auf dem kurzen Transport liegengeblieben. Bei der nahen Eukalyptusbaumgruppe steht das Häuschen der Nationalparkwächter, mit Picknicktischen und Toiletten.

Der folgende Besichtigungsort ist der Ahu Tongariki in der Motu iti-Bucht. Zurück zur Küstenstrasse treten nach einer lang gezogenen Kurve die 15 Giganten mit dem Rücken dem Meer zugewandt in Erscheinung.

 

Ahu Tongariki

Tongariki ist das imposanteste prähistorische Bauwerk in ganz Polynesien. 23.000 Kubikmeter Lavagestein sind zu einer keilförmigen Rampe aufgeschichtet und 15 kolossale Statuen aus Lavatuff sitzen tonnenschwer auf flachen Fundamentplatten. Die Kulisse ist ergreifend. Im Rücken der Steinriesen der tiefblaue Pazifik, unweit im Inselinnern die steil abfallende Felswand des Rano raraku leuchtend. Die besten Augenblicke sind zum Sonnenaufgang oder Spätnachmittags. Tongariki liegt östlich an der Südküste, 20 Kilometer vom Dorf Hangaroa entfernt. Am 21. Mai 1960 erreichte ein gewaltiger Tsunami die Osterinsel aus östlicher Richtung. Das heftigste, bis heute registrierte Erdbeben an der 4000 Kilometer entfernten chilenischen Südküste, löste eine 20 Meter hohe Flutwelle aus. Sie raste mit 650 Stundenkilometern quer über den ganzen Pazifik und verursachte enorme Schäden auf mehreren Inselgruppen. Tongariki wurde innerhalb Sekunden weggespült. Der 180 Meter lange Ahu und die vornüber gekippte Statuenreihe, der schwerste Moai wiegt immerhin 88 Tonnen, verteilten sich auf über 100.000 Quadratmeter Fläche.

1993 begannen die schwierigen Restaurierungsarbeiten. Mit Hilfe eines aus Japan zur Osterinsel verschifften Baukranes beräumten 90 Insulaner unter der Leitung des chilenischen Archäologen und Professors Claudio Christino das Trümmerfeld. Jeder bearbeitete Steinbrocken wurde aussortiert und genau vermessen. In Museen und Privatsammlungen suchten Archäologen nach Dokumenten und Fotos, die aus der Zeit vor der Flutkatastrophe stammten. Mit Hilfe der Informatik erstand aus den gesammelten Daten das originale Monument von neuem. Die monatelangen Ausgrabungs- und Restaurierungsarbeiten entmystifizierten weitgehend die angeblich rätselhafte Vergangenheit Rapa nui’s. Was klein begann endete gigantisch. Dutzende aufgerichteter Statuen wurden periodisch gestürzt und als Füllmaterial für ein größeres Bauwerk verwendet.

 

 

Die vielen Statuenteile liegen heute als Beweisstücke seitlich des Monumentes Tongariki deponiert. Die Dimensionen und Formen der früheren Moai sind unterschiedlich zu den zuletzt aufgerichteten. Der größte der Statuenreihe ist 8,90 Meter hoch und wiegt 88 Tonnen, der abgebrochene Kopf allein ist 26 Tonnen schwer. Die Statue mit Pukao auf der Westseite der Plattform wiegt 60 Tonnen und ist praktisch unbeschädigt. Die feinen Kantenlinien der je zwei Quadratmeter messenden Hände, die Verzierungen an den meterlangen Ohren und ihre ausgewogene Fülle machen sie zum perfektesten Standbild der ganzen Inselkollektion.

Von Tongariki wechselt die Strasse entlang der Poike-Halbinsel von der imposanten Südküste zur Nordküste. Auf der Anhöhe angelangt, ist rechts ein kleines Holzgebäude ersichtlich. An Nachmittagen ist es möglich, mit dem Aufseher der Rinderstation die Halbinsel mit der Jungfrauenhöhle Ana o keke und den Jungfernbrunnen Vai a heva zu besuchen. Der Wächter freut sich über Zigaretten. An der Nordküste stehen die Ahu’s gleich in mehreren Reihen der Wasserlinie entlang. Die Gegend wo die Spanier 1770 Inselboden betraten muss dicht besiedelt gewesen sein. Es handelt sich vorwiegend um jüngere Konstruktionen, den sogenannten Halbpyramiden-Ahu. Grössere Moai sind praktisch nicht vorhanden. Einer der ersten Ahu nach der Straßenkurve direkt am Wasser hat die Form eines Schiffes. Etwa 80 Meter lang und zwei Meter hoch, sind im Inneren mehrere Grabkammern eingebaut. Kurz vor der Bucht La Perousse ist links der Strasse eine Lavafläche eingezäunt. Auf der Oberfläche sind Dutzende eingeritzte Figuren zu erkennen. Haifische, Schildkröten, Angelhaken und mit lang gezogenen Linien Katamarane. In der Bucht La Perousse ist eine grössere Hafenanlage geplant. Die riesige Ruine des Ahu Heki’i ist nur wenig erforscht. Mehrere Moai liegen mit Steinen zugedeckt auf der Ahurampe, darunter sind wieder Grabkammern. Mehr Aufsehen erregt ein „runder Kiesel“ in der nächsten Bucht, Hanga o Honu. Er wird als Nabel der Welt betrachtet.

 

Te Pito Kura

Rund um die ovale, glatt geschliffene Steinkugel sitzen öfters Touristen und meditieren. Mana, magische Kräfte strömen angeblich aus Te Pito (der Nabel). Vier kleinere runde Steine daneben dienen als Hocker. Einige Insulaner behaupten, er wäre vor langer Zeit vom Ahu a Kapu an der Westküste zum Ahu Te Pito Kura an die Nordküste gebracht worden. Da liegt er in einer kleinen Bucht direkt am Ufer. Unmittelbar daneben stand bis zum Jahre 1838 der größte je aufgerichtete Moai. Heute wird die grauschwarze Basaltkugel als Nabel der Welt bezeichnet. Der Weltmittelpunkt befindet sich nach Ansicht der Te Pito-Pilgerer exakt bei S 27º05’07,2’’//W109º18’06,9’’. Gemäss einer Legende kam jedoch der überdimensionale Kiesel mit dem ersten Insel-König Hotu Matua nach Rapanui. Geologen prüften den Stein und sehen ihn als Naturprodukt vulkanischer Aktivitäten auf der Osterinsel. Das Kleinod wiegt annähernd eine Tonne und misst zwischen 80 und 100 cm im Durchmesser. Wegen der hohen Dichte erzeugen die eingeschlossenen Eisenmineralkonzentrationen an mehreren Stellen eine Abweichung der Kompassnadel.

 

1993 fanden Archäologen bei den Ausgrabungsarbeiten am Ahu Tongariki eine weitere Steinkugel. Etwas kleiner als Te Pito, aber ebenso glattpoliert, ist sie mit einem eingravierten Fregattvogel verziert. Eingebettet in den Steinreihen des restaurierten Monumentes findet sie jedoch keine Beachtung. Te Pito mit seinem Mana ist viel bedeutungsvoller und ein Muss für jeden Inselbesucher.

Te Pito

 

 

Südseestrände

Auf der Weiterfahrt Richtung Anakena leuchtet unter der rotschimmernden Felswand des Maunga puha der kleine Sandstrand Ovahe aus dem türkisblauen Wasser. Unmittelbar danach trifft die unbefestigte Strasse auf die 1997 asphaltierte Strassenverbindung vom Dorf Hangaroa zum Strand Anakena. Am Strand Anakena landeten vor 1500 Jahren die ersten Siedler mit ihrem Anführer Hotu matua. Die Bucht war Residenz der Königsfamilie und tabu für die übrige Inselbevölkerung. Nur für spezielle Feste und Zeremonien, wie das alljährliche Rezitieren der Rongorongo-Schrifttafeln versammelten sich hier die Menschen. 1960 sind in der flachen Bucht einige Dutzend Kokospalmen gepflanzt worden. Anakena ist der ideale Ort für ein erholendes Bad. Das Schwimmen im über 20 Grad warmen Meerwasser ist völlig ungefährlich. Haifische wurden in der Nähe des Sandstrandes noch nie gesichtet. Der imposante Ahu Nau Nau wurde 1978 restauriert. An den Rücken der Moai sind noch originale Dekorationsgravierungen erkenntlich. In der meerseitigen Stützmauer ist ein Moai-Kopf eingebaut. Mehrere Steinplatten weisen gut erhaltene Petroglyphen auf. Der einzelne, direkt am Fusse des kleinen Hügels stehende Moai auf dem Ahu Ature Huki, wurde 1956 als erste Statue von der Kon-Tiki--Expedition mit Insulanern zusammen wieder aufgerichtet. Eine kleine Erinnerungstafel würdigt die Mithilfe des damaligen Bürgermeisters Pedro Atan und des noch lebenden Lazaro Hotus.

Die 18 Kilometer Rückfahrt zum Dorf Hangaroa auf der Asphaltstrasse führen über hügeliges Gelände mit herrlichen Ausblicken zu ehemaligen Vulkanen und zur entfernten Küste.

 

Im Inselzentrum stehen noch die ehemaligen Gebäude der Schafzüchterfirma, umsäumt von gigantischen Eukalyptusbäumen. Am Ende der während der 70er Jahre aufgeforsteten Eukalyptuswälder sind die weiß gestrichenen Container der ehemaligen NASA-Station zu sehen, von wo Laserstrahlen gegen den Himmel strahlten und von Satelliten reflektiert wurden. Über eine längere Messperiode wurde berechnet, dass Rapa nui jährlich zwischen zwei bis fünfzehn Zentiometer näher zu Chile rückt, das heißt sich immer mehr von Polynesien entfernt. Zurück im Dorf wird diese Tatsache mit der sichtbar vorangetriebenen Entwicklung bestätigt.

Kirche nach der Sonntagsmesse